Historisches zum
Kohlebergbau im Aachener Revier
(zusammengestellt von Wolfgang Voigt)
warv21/11/99
Vor 250 bis 300 Millionen Jahren entstehen die Steinkohlenlagerstätten des Aachener Reviers als Teil des nordwesteuropäischen Kohlengürtels, der sich von Osteuropa über das Ruhrgebiet, Belgien und Nordfrankreich bis nach Großbritannien erstreckt.
Im Nordosten und Osten der Stadt Aachen findet man die Steinkohlenflöze in zwei Becken oder Mulden, die ihren Namen den Rur-Nebenflüssen Wurm und Inde verdanken.
Inde- und Wurmbecken sind durch den flözleeren Aachener Sattel mit der mächtigen, von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Aachener Überschiebung getrennt.
Das Inderevier im Süden ist eine etwa zwölf Kilometer lange und zwei Kilometer breite geschlossene Mulde mit dem Zentrum Eschweiler. Das Wurmrevier liegt nordöstlich des Aachener Sattels und findet seine Fortsetzung im Limburger Kohlenbecken auf niederländischer Seite.
1113 Eine Landschenkungsurkunde aus diesem Jahr soll bergbauliche Tätigkeit im Wurmrevier belegen. (Von Simon Peter Ernst, dem ehemaligen Abt der Abtei Kloosterrade, stammt die These, bei den in den „Annales Rodenses“ erwähnten „Kalculen“ handle es sich um Steinkohlengruben.) Damit wäre der Bergbau in dieser Region der älteste des europäischen Kontinents.
1195 In der Gegend von Lüttich wird an mehreren Stellen „terra nigra“ gefunden.
1334/1335 Die Aachener Stadtrechnungen vermelden erstmals, man habe den Klostergemeinschaften Geld (sieben Mark) „pro carbonibus“ gegeben.
1336 Kaiser Ludwig IV. verbrieft der Reichsstadt Aachen die Hoheitsrechte über die sieben Dörfer des Aachener Reiches, zu denen auch Würselen gehört. Dadurch ist die Energieversorgung der Stadt zu dieser Zeit gesichert.
1370 Bergbau im Land zur Heyden ist schriftlich belegt.
1389 Herzog Wilhelm VII. und seine Mutter, Herzogin Maria von Jülich-Geldern, erlauben dem Heinrich von Hückelhoven, Schultheiß zu Eschweiler, ihren „koylberg, zu Eschwaylre geleigen, ynne zu haven und zu hantieren XII gantze jaire lanck umb eyne genoemde summa geltz“.
1403 Bergbau wird jetzt auch für Bardenberg schriftlich erwähnt.
1482 Weisweiler wird im Zusammenhang mit Steinkohle schriftlich erwähnt.
1537 Bergbau im Land Rode (Herzogtum Brabant) ist belegt.
1538 Vom Amt Wilhelmstein in Bardenberg, dem Verwaltungssitz des Herzogtums Jülich, geht aus Aufzeichnungen aus diesem Jahr, den sogenannten Kellnereirechnungen, der Nachweis über Kohleabbau hervor.
1539 Kornelimünster ist schriftlich belegt.
1539/1540 Im herzoglichen „Burgbusch“ ist ein Bergwerk Wilhelmstein bezeugt.
1540 Im Bereich Kohlscheid, dem damaligen Ländchen zur Heyden, ist die Grube Hontzfront in der Nähe von Rumpen belegt.
1542 Im Inderevier wird die erste Bergordnung erlassen.
1546 Georg Agricola schreibt in seiner wissenschaftlichen Abhandlung „De natura fossilium“, man treffe Steinkohle unter anderem im Bistum Lüttich und im Gebiet bei Aachen an.
1551 Herzog Wilhelm von Jülich-Berg lässt Aachener Bergleute aus Kohlengruben im Atscher Wald vertreiben. Er bringt das Bergwerk in seine Gewalt und unterstellt es dem Vogt von Wilhelmstein.
1551 Im Bereich der freien Reichsstadt Aachen wird der Kohlebergbau durch die Kohleverordnung aus diesem Jahr geregelt.
1552 Franciscus Fabricius geht in seiner Schrift „De balneorum naturalium“, in der er sich hauptsächlich mit den Badeanlagen in Burtscheid und Aachen befasst, auch auf verschiedene Rohstoffgewinnungen um Aachen ein. Neben Galmei, Eisen und Blei erwähnt er dabei auch „schwarze Erde“, nach der man im Osten der Stadt grabe und die hervorragend geeignet sei, das Herdfeuer zu speisen.
1572 Auf dem Eschweiler Kohlberg wird eine „Adit“ von 850 Metern Länge fertiggestellt; darunter versteht man einen unterirdischen Abflussstollen. (vgl. hierzu das lateinische Wort aquaeductus!)
1573 Der Bereich der späteren „Grube Langenberg“ in Kohlscheid wird erstmals urkundlich erwähnt; den „Langenbergsköhlern“ werden Schachtplätze zugewiesen.
1578 Die Düsseldorfer Rechenkammer erlässt eine Bergordnung für die Grube Wilhelmstein.
1581 Im Land zur Heyden sind Steinkohlenbergwerke bekannt, die von einer Gemeinschaft der „Nachbarn“, also der Dorfgenossen, bewirtschaftet werden; es sind dies die Gruben „Rauschenwerk“ und „Kohlseif“. (=> Gemeindebergwerke)
1596 Herzog Johann von Jülich-Berg verpachtet den Eschweiler Kohlberg an die dortigen Bergleute.
1599 Die Grube Gouley wird ins Aachener Kohlwerksregister als „Gute Ley“ (= guter Fels) eingetragen. Noch in diesem Jahr wird ein Schacht abgeteuft.
1601 Am 7. Dezember beschäftigt sich das Schöffengericht zu Bank mit Kohlwerkssachen, in denen „Langenberg“ erwähnt wird. Die Zeche ist eine Gemeindegrube und heißt „der große Langenberg“.
um 1608 Die „gemeine kaull uff der klinkheiden“ wird auf dem Gebiet von Kohlscheid unter der Bezeichnung „große Koul“ als Gemeindezeche betrieben.
1608 Die Grube Sichelscheid wird in einer Gemeiderechnung erwähnt; sie liegt als Gemeindezeche zwischen Kohlscheid und Klinkheide.
1612 Die Grube „Laurweg“ ist als Gemeindebergwerk bekannt. (Die älteste schriftliche Nachricht stammt vom 11. Januar dieses Jahres.)
1616 Abt Balduin von Horpusch lässt im Steinbusch eine sehr ergiebige Grube anlegen und im folgenden Jahr ein Pumpwerk darauf errichten, „um so die Steinkohlen trockenzulegen und die großen Gefahren, von denen die Köhler unter der Wassernot bedroht wurden, zu verringern.“ (nach den Rolducer Annalen)
1620 Für die Grube Langenberg ist eine Gewerkschaft tätig.
1628 Werner Teschenmacher verfasst eine Landesbeschreibung des Herzogtums Jülich. Darin rühmt er Eschweiler wegen der dort geförderten Kohle, womit das ganze Herzogtum versorgt werde.
1633 Durch Beschluss vom 19. Oktober erhält die Zeche Großkuhl in Kohlscheid von der Gemeinde eine Pumpe für die Wasserhaltung.
1659 Langenberg kommt außer Förderung. Als Gemeindegrube tritt jetzt die „Gemeine Kull auf Pannhus Heiden“ ins Blickfeld. Die Grube trägt den Namen „Kleiner Langeneberg“.
1660 Die Grube „Große Sichelscheid“ wird auch die „große Koulen“ genannt.
1680 Der erste Schacht auf „Grube Furth“ in Kohlscheid wird abgeteuft.
1685 Die Stadt Aachen beginnt damit, ein Steinkohlenbergwerk in eigener Regie zu betreiben. Vermutlich will man die schlechte Finanzlage nach dem Stadtbrand von 1656 aufbessern, ähnlich wie man zwei Jahre nach der Katastrophe ein Galmeibergwerk bei Verlautenheide angelegt hat. Ein Rutengänger aus Lüttich hat die Stelle unmittelbar an der Wurm zwischen Morsbach und Schweilbach bestimmt. Die Stadt baut an der Teutermühle ein Pumpenwerk und bereits 1686 sind auf der Grube „Teut“ 19 Bergleute beschäftigt.
1698 Sichelscheid erhält eine Wasserkunst mit großem Rad und Pumpenwerk.
1717 Von der Grube Ath wird berichtet, dass sie 300 Karren Kohle auf Halde liegen hat.
1717 Aus diesem Jahre liegt ein Bericht über die Befahrung der Kohlwerke in Bardenberg durch den Berghauptmann und die Berggeschworenen am 8. April vor; demnach gibt es hier 25 Gruben. Einige von ihnen tragen die Namen Tartar, Maußfall, Schlamm, Meister, Die Mück, Wölffgen, Kravat, Drachen, Große Mehr, Sandtberg und Burgwey. Dies sind kleine Gruben. Von größerer Bedeutung sind bereits Elßgen, Ath, Kämmerchen und Furth.
1742 Großkuhl erhält auf Gemeindeland in der Nähe ihres alten Abflussstollens einen neuen Schachtplatz angewiesen; hier kommt die Grube zwei Jahre später in Förderung.
1747 Auf der „großen Koul“ kommen am 11. August bei einem Wasserdurchbruch zwei „Kohlenknechte“ ums Leben.
1749 Aus diesem Jahr sind auf dem Eschweiler Kohlberg 78 fördernde Gruben belegt.
1761 Die Köhler der Großkuhl erhalten einen neuen Platz für einen neuen Schacht, weil der alte infolge des vielen Regens „zugegangen“ ist.
1763 Der Sichelscheider Gewerkschaft werden am 13. Juni neue Plätze für zwei Schächte zugewiesen.
1769 Die Bardenberger Gemeindegrube „Furth“ muss wegen erheblicher finanzieller Schwierigkeiten an einen Privatmann verkauft werden.
1772 Mit 68 Arbeitern ist die Grube „Teut“ die größte Grube im Würselener Gebiet.
1773 Aus diesem Jahr ist bekannt, dass die Ladung von 10.000 einspännigen Kohlenkarren in die 100 Schmelzöfen der Stolberger Messingindustrie geliefert werden.
1775 Am 7. Dezember erlässt Kurfürst Karl Theodor eine Bergordnung für seinen Eschweiler Kohlberg, die alle Beschäftigten verpflichtet, „fleißig und getreulich“ auf die Einhaltung der Vorschriften zu achten. Außerdem wird die Arbeitszeit geregelt: „Die Tages-Schichten sollen sowohl Sommers- als Winters-Zeiten morgens um 6 Uhr anfangen und vom halben Merz bis halben October nachmittags nicht ehender als um 6 Uhr, hingegen in den übrigen Winter-Monaten um halber fünf sich endigen.“ Nachtschichten zwischen abends neun Uhr und morgens drei Uhr sind nur zu Unterhaltungsarbeiten erlaubt.
1777 „Voccart“ (Fouckert) beginnt die Kohleförderung.
1778 Aus diesem Jahr sind auf dem Boden des Aachener Reiches allein in Würselen 69 Gruben belegt.
1784 Der Landwirt Johann Peter Wültgens wird am 20. Juli mit mehreren Flözen auf dem Eschweiler Kohlberg belehnt.
1787 Nach dem Tod des Johann Peter Wültgens führen sein Sohn Ferdinand und sein Schwiegersohn Carl Englerth den Bergwerksbesitz weiter.
1794 In Eschweiler marschieren die Franzosen ein. Sie bringen ein neues Bergrecht: Der freie Bürger darf fortan Bergwerke als Eigentum kaufen, verkaufen und sammeln. Die staatlichen Behörden üben nur noch die Kontrolle über die Betriebe aus.
1794 Die Franzosen beschlagnahmen die Herzogenrather Gruben und lassen sie durch Raubbau in den folgenden Jahren verkommen.
1794 Am Eschweiler Kohlberg wird die erste Dampfmaschine installiert.
1797 Am 22. November fordern schlagende Wetter auf Langenberg drei Menschenleben; ein vierter Bergmann stirbt wenige Tage später an den Folgen des Unglücks.
1805 Auf der in diesem Jahr entstandenen sogenannten Tranchot-Karte sieht man die französische Gemeinde Alsdorf als Bördendorf inmitten von Ackerfluren liegen.
1807 Gouley wird von den Franzosen neu konzessioniert.
1807 Sichelscheid baut einen Pferdegöpel.
1808 Großkuhl besitzt für die Wasserhaltung eine Rosskunst. Die Grube beschäftigt in diesem Jahr 102 Arbeiter und hält 13 Pferde. Der Stollen hat eine Länge von 1.200 Meter; die Monatsförderung wird mit 1.575 Tonnen bei 25 Arbeitstagen angegeben.
1810 Die Grube Langenberg hat sich zur größten Grube des Wurmreviers entwickelt. Auf ihr arbeiten 200 Bergleute und 10 Pferde.
1812 Auf Langenberg wird eine Dampfmaschine zur Wasserhaltung aufgestellt.
1814 Der erste Schacht der Anlage „Laurweg“ in Kohlscheid wird abgeteuft.
1814 Die Wültgens-Tochter Christine übernimmt nach dem Tode ihres Ehemannes Carl Englerth die Leitung des Familienunternehmens.
1814 Die als „Füerpott“ verschrieene Grube Ath gerät infolge einer Schlagwetter-Explosion in Brand; man leitet zum Löschen Wasser aus der Wurm um. Bei dem Unglück kommen acht Bergleute ums Leben.
1816 Nach dem Abzug der Franzosen wird das Land Herzogenrath zwischen Preußen und den Niederlanden geteilt. Die Grenze verläuft untertage quer durch die Kohlenlagerstätte.
1817 Die Grube Gouley wird von Gerard Demet aus Lüttich gekauft.
1818 Auf der Grube Ath in Bardenberg gibt es sieben Tote, als Wasser einbricht.
1819 Alte „Roßkunst“ wird auf Gouley durch die erste Dampfmaschine ersetzt.
1820 Großkuhl stellt den Betrieb ein.
1824 Durch einen Wassereinbruch kommen auf der Grube Abgunst in Kohlscheid elf Bergleute ums Leben.
1826 Auf der Anlage „Voccart“ in Straß wird der erste Schacht abgeteuft.
1826 Für Sichelscheid taucht auch der Name „Ziegelscheid“ auf.
1833 Christine Englerth sichert sich das „Eschweiler Reservefeld“. Gleichzeitig wird sie für einen Kaufbetrag von 40.000 Talern Eigentümerin der gesamten Wasserhaltungsanlagen auf dem Eschweiler Kohlberg, welche sie bisher nur angepachtet hat.
1834 Auf Gouley gibt es bei einem schweren Grubenunglück infolge eines Wassereinbruchs in der Nacht zum 26. Januar 63 Tote. Elf Arbeiter können sich retten.
1834 Am 2. August gründet Christine Englerth die „Anonyme Gesellschaft Eschweiler Bergwerks-Verein“, um den großen Familienbesitz ungeteilt ihren 12 Kindern zu erhalten.
1836 Die „Vereinigungs-Gesellschaft für Steinkohlenbau im Wurmrevier“ wird am 19. September von Aachener Fabrikanten, Kaufleuten und Bankiers gegründet und am 30. Oktober durch Kabinettsorder „Allerhöchst“ bestätigt. Sie ist damit die zweite preußische Bergbau-AG.
1838 Am 4. Mai stirbt Christine Englerth; damit wird der Gründungsvertrag von 1834 wirksam, der Eschweiler Bergwerks-Verein tritt als erste preußische Bergbau-Aktiengesellschaft ins Leben. Sitz der Gesellschaft ist Eschweiler-Pumpe. Bereits am 19. Mai findet die erste Generalversammlung des EBV statt.
1841 Am 1. September fährt die Rheinische Eisenbahn das erste Mal über die Strecke Aachen-Köln. Damit wird das Aachener Revier an das Eisenbahnnetz angeschlossen.
1842 In diesem Jahr kommt es zur Gründung des „Pannesheider Bergwerks-Vereins“ im Wurmrevier, in dem der EBV als Hauptaktionär auftritt. Am 20. Juni genehmigt der König von Preußen zu Sanssouci die Gründung.
1843 Mit 50.000 Jahrestonnen wird Gouley die größte Grube im Revier.
1846 Bei Bohrversuchen in Alsdorf, die bis in das Jahr 1847 hinein andauern, stößt der ehemalige EBV-Steiger Wilhelm Sassenberg in 85 Meter Teufe auf die ersten Flöze mit Fettkohlen.
1847 Eduard Honigmann bohrt in der Nähe des Dorfes Alsdorf nach Kohle und findet Kokskohle.
1847 Am 4. Mai erlässt das Königlich-Preußische Bergamt zu Düren die Konzession zur Gewinnung von Steinkohle in den Kommunen Herzogenrath, Merkstein, Alsdorf, Uebach und Baesweiler. (Antragsteller ist der Regierungsrat a.D. Theodor Jacob Bredt aus Aachen gewesen.)
1848 Am 14. Mai wird die Konzession für die Grube „Maria“ erteilt. Im September wird der erste Schacht abgeteuft.
1848 Theodor Jacob Bredt besorgt sich zusammen mit vier Kölner Investoren die Konzession „Anna“. Mit dabei ist auch der Fürst Ludwig zu Sayn-Wittgenstein Berleburg in Sayn. (Konzessionserteilung: 2. Juli)
1848 Am 7. August wird die Steinkohle-Konzession für „Gemeinschaft“ vergeben.
1848 Mitten im Hoengener Wald („dr Böisch“) holt man aus 50 Meter Tiefe die erste Fettkohle aus dem 1,30 Meter weiten Förderschacht I der „Au Kull“ (= Maria I). Daneben baut man im November den „Kunstschacht“, der für die Wasserhaltung und Fahrung gedacht ist.
1849 Nach ALBERT KRAEMER wird in diesem Jahr der erste Schacht auf der Anlage Anna 1 abgeteuft.
1850 Wilhelm Sassenberg beginnt mit dem Abteufen der beiden ersten Schächte von Grube Anna, was sich wegen mächtiger Fließsandschichten äußerst schwierig gestaltet. Beim zunächst angelegten Hermannsschacht will er eine Stabilisierung mit gusseisernen Röhren erreichen; jedoch reißen sie infolge zu schwacher Wanddicke ein.
1851 Die Vereinigungs-Gesellschaft und der Pannesheider Bergwerks-Verein schließen einen Kooperationsvertrag.
1851 Am 2. August verlieren auf Neulaurweg wegen schlagender Wetter acht Bergleute ihr Leben.
1852 Sassenberg setzt auf Anna in 150 Meter Teufe die erste Sohle an. (andere Quelle: 1853)
1852 Am 11. November eröffnet die Aachen-Düsseldorfer Eisenbahn ihren Betrieb zwischen Gladbach und Herzogenrath.
1853 Kohlscheid erhält am 17. Januar Eisenbahnanschluss, weil die Aachen-Düsseldorfer Eisenbahn ihren Betrieb zwischen Aachen und Herzogenrath aufnimmt.
1853 Die Verwaltung der Grube Maria lässt zwanzig Arbeiterwohnungen bauen; diese Ansiedlung heißt zunächst „Mariagrube“. (Sechs Jahre später taucht in Akten des Standesamtes der Name „Mariadorf“ auf, der fortan immer häufiger verwendet wird.)
1853 In Eschweiler wird die Concordia-Hütte am Ichenberg gegründet. (Der EBV beteiligt sich daran.)
1854 Auf Anna wird mit 2.740 Tonnen Fettkohle die Förderung aufgenommen.
1854 Auf Maria II geht der Förderschacht II in Betrieb. (Die Anlage ist nur einige hundert Meter neben der „Au Kull“ gebaut worden.)
1854 Ab dem 12. August verbietet ein neuer Ministerialerlass die Beschäftigung jugendlicher Arbeiter unter 16 Jahren untertage.
1855 Am Heinrichsschacht beginnen die ersten Versuche zum Betrieb von Eschweiler Reserve.
1855 Die Gewerkschaft Maria Höngen legt eine Pferde-Eisenbahn von Maria II nach Merzbrück an.
1856 Vom 2. Januar an darf im „Ländchen Eisenrevier“ auch Eisenerz abgebaut werden.
1856 Am 1. April wird ein Krankenhaus als ein kleines Lazarett mit acht Betten im Gasthof Kolberg in Bardenberg gegründet. (Es ist der Grundstein für das spätere Knappschaftskrankenhaus.)
1856 Der EBV richtet für Kinder der Bergleute in Pumpe-Stich die erste Elementarschule ein, welche den heutigen Grundschulen entspricht. Der Lehrer wird vom EBV besoldet.
1856 Die Grube Anna baut in Alsdorf die Prämienstraße.
1857 Am 11. Mai erhält Friedrich Schöller aus Düren, der Besitzer der Würselener Steinkohlenzeche „Königsgrube“, das 1.226 Hektar große Braunkohlenfeld „Königsgrube braune Erweiterung“ verliehen. Es ist die erste Aktion im Zuge der Spekulationswelle nach dem Krimkrieg (1853 bis 1856).
1857 Am 18. Juli erhält der Bergwerks- und Gutsbesitzer Johann Mathias Becker von Haus Wolf in Niederbardenberg das 79 Hektar große Braunkohlenfeld „Maria Theresia“. Am selben Tag geht das 1.070 Hektar große Feld „Afden“ an die Vereinigungs-Gesellschaft für Steinkohlenbergbau im Wormrevier.
1857 Am 8. August erhält der Eschweiler Bergwerks-Verein zu Eschweiler-Pumpe das 569 Hektar große Braunkohlefeld „Wilhelm“ verliehen.
1857 „Centrum“ erzielt mit 206.000 Tonnen die höchste Förderung seiner Geschichte.
1858 Die Vereinigungs-Gesellschaft übernimmt den Pannesheider Bergwerks-Verein und die Grube Gouley. Sie wird die beherrschende Bergwerksgesellschaft an der Wurm.
1859 Bei Köln wird die Eisenbahnbrücke fertiggestellt; dies bedeutet für den Aachener Raum Konkurrenz durch Ruhrkohle.
1859 Auf der Grube Sichelscheid wird die seit dem 16. Jahrhundert bestehende Förderung eingestellt.
1859 Die Grube Langenberg geht an die Vereinigungs-Gesellschaft.
1860 Vermutlich um dieses Jahr beginnt der Braunkohleabbau von Maria Theresia in Niederbardenberg als reine Handarbeit mit geringer Förderung.
1860 Das Abteufen des Wilhelmsschachtes (später: Anna II) beginnt.
1860 Auf Maria gibt es erstmalig Seilfahrt. Auf Anordnung des Oberbergamtes Bonn dürfen höchstens acht Mann je Fördergestell ein- oder ausfahren.
1860 Auf „Centrum“ gibt es eine Badeeinrichtung.
1860 Der Zusammenschluss von Vereinigungs-Gesellschaft und Pannesheider Bergwerksverein wird offiziell vollzogen, durch Zustimmung der Generalversammlungen am 23. Oktober bzw. 19. November. (vgl. 1858!)
1861 Auf Maria Theresia werden in diesem Jahr durch drei Arbeiter etwa 600 Tonnen Braunkohle gefördert. (Die Verwertung erfolgt als Hausbrand. Aber auch in der Landwirtschaft findet sie Verwendung; hierfür wird die Kohle in speziellen Öfen verbrannt und die Asche als Dünger verkauft.)
1861 Weil der EBV die Konkurrenz durch die Fettkohle von Anna fürchtet, nimmt er Verhandlungen mit den Konzessionären von Anna auf mit dem Ziel, diese Grube zu erwerben. Bereits am 12. Januar übernimmt er die Grube für 550.000 Taler.
1861 Die Vereinigungs-Gesellschaft gelangt in den Besitz der Grube Furth.
1862 Im Bereich Anna I entsteht eine Kokerei mit einer Jahresleistung von 4.000 Tonnen Koks.
1862 Ab dem 1. April wird mit Hilfe einer Pferdeeisenbahn entlang der Prämienstraße Annakohle nach Herzogenrath transportiert, von wo seit 1852 eine Eisenbahnstrecke nach Rheydt und seit 1853 auch eine nach Aachen führt.
1863 Der EBV kauft die Grube Anna in Alsdorf für 530.212 Taler, 16 Silbergroschen und 3 Pfennige. (Zum Vergleich: ein neues Schulhaus für Mariadorf kostet vier Jahre später 6.000 Taler!)
1863 Im Bereich „Neue Teut“ beginnt man mit der Förderung.
1863 Die Konzession für Maria geht auf die Aachen-Höngener Bergwerks AG über. Eduard Honigmann wird Miteigentümer. Nach seiner Frau Maria geb. Bölling sind die Mariagruben und Mariadorf benannt.
1864 Auf „Hankepank (Neulangenberg)“ wird die seit dem 16. Jahrhundert durchgeführte Förderung eingestellt.
1864 Mit dem 1. Januar geht Anna in den Besitz des EBV über.
1864 Die bereits totgeglaubten Gruben Teut und Königsgrube nehmen in Würselen wieder die Förderung auf.
1864 Auf Maria Theresia werden nur noch 15 Tonnen Braunkohle gefördert.
1867 Die Förderung auf Maria Theresia ist wieder leicht angestiegen. In diesem und dem darauffolgenden Jahr gewinnen 5 bzw. 8 Arbeiter rund 25 Tonnen Braunkohle.
1868 Mit Ausnahme der im Norden gelegenen Gruben Prick und Voccart, werden in diesem Jahre die Schächte aller Gruben der Vereinigungs-Gesellschaft durch ein 17 Kilometer langes unterirdisches Schienennetz für eine Pferdebeförderung miteinander verbunden.
1869 Auf Anna wird der Franzschacht (später: Anna I) abgeteuft. Die Bergleute müssen durch den Schacht zu und von der Arbeitsstelle klettern; erst 1885 wird das Ein- und Ausfahren am Seil möglich.
1870 Im Inderevier stirbt „Atsch“. (Hier hat die Förderung seit dem 15. oder 16. Jahrhundert bestanden.)
1870 Die Vereinigungs-Gesellschaft übernimmt die Grube Teut.
1870 Auf der Eisenbahnstrecke Alsdorf-Stolberg rollen die ersten Züge.
1870 Im Westen von Alsdorf entsteht die erste Bergarbeitersiedlung mit dem Namen „Eduardkolonie“ unmittelbar an der Zeche (Wilhelmsschacht). Sie hat zunächst 196 Wohnungen.
1871 Ab 1. September ist die Eisenbahnstrecke Stolberg-Alsdorf in Betrieb; zunächst wird sie vorwiegend zum Abtransport von Kohle benutzt.
1871 Die Förderung auf Maria Theresia taucht letztmalig in einem Jahresbericht auf: mit zwei Mann Belegschaft sind in diesem Jahr 20 Tonnen Braunkohle gefördert worden.
1872 Es wird mit der Aufschüttung der Bergehalde Maria-Hauptschacht begonnen. Bis zum Jahre 1963 werden auf einer Grundfläche von 24,30 Hektar und bis zu 60 Meter über Flur insgesamt 4,97 Millionen Kubikmeter Berge aufgehaldet. Die zugelassene Haldenform ist die eines Tafelberges.
1872 Der EBV übernimmt die Concordia-Hütte in Eschweiler. (andere Quelle: 1873)
1872 Der EBV berichtet: „Theils über, theils unter Tage waren auf den Gruben im Inderevier 37, auf Anna 25 Pferde beschäftigt. ...“
1872 Neulaurweg, Langenberg und Ath bilden eine Betriebseinheit. Die Grube gehört zusammen mit Kämpchen zur Betriebsabteilung II der Vereinigungs-Gesellschaft, auf der in diesem Jahr die erste unterirdische Wasserhaltung des Aachener Reviers installiert wird.
1873 Der Betrieb auf Maria Theresia (Braunkohleabbau) wird wegen Unrentabilität erstmals eingestellt. Die Braunkohle unterliegt im Wettbewerb mit der Steinkohle und im Bereich der Landwirtschaft den neuen Kunstdüngern.
1873 „Weisweiler“ schließt.
1873 Nach einem Wolkenbruch fällt auf dem Wilhelmina-Schacht der Grube Centrum für vier Monate die Förderung aus.
1875 Die Aachener Industriebahn AG beginnt mit dem Gütertransport auf der Strecke Würselen-Hoengen; gleichzeitig wird die Bahnstation Ofden eröffnet.
1876 Die Zeche Nordstern (zwischen Merkstein und Alsdorf) wird abgeteuft.
1876 Auf „Nordstern“ wird die Förderung aufgenommen.
1879 Der EBV erbaut die Kolonie Wilhelmschacht.
1879 Die Königsgrube fällt an die Vereinigungs-Gesellschaft.
1880 Auf „Eschweiler Reserve“ beginnt die Förderung.
1882 Auf dem Gelände der späteren Anlage „Maria Hauptschacht“ teuft man den „Maasschacht“ ab, der zunächst „Hauptschacht“ heißt.
1883 Für „Birkengang“ kommt das Ende. (Die Förderung hat hier im 16. Jahrhundert begonnen.)
1884 Auf „Furth“ wird die seit dem 17. Jahrhundert bestehende Förderung eingestellt.
1885 Es gibt die Grube namens „Laurweg-Langenberg-Furth“ (vgl. 1889!)
1886 Im Zuge des Ausbaus von Maria Hauptschacht wird Maria II dichtgemacht.
1887 Die Grube Maria wird von der Vereinigungs-Gesellschaft für Steinkohlebergbau im Wurmrevier zunächst gepachtet.
1888 Im Bereich des Braunkohletagebaus Maria Theresia wird der Betrieb wieder aufgenommen. Die Rohkohle wird in Kübeln mit einer Seilbahn bis in das heutige Gelände der Firma GeVeTex transportiert und dort zu Briketts gepresst. Der jährliche Ausstoß beträgt fortan zwischen 8.000 und 10.000 Tonnen Briketts.
1889 Es gibt das Verbundbergwerk „Langenberg-Laurweg-Furth“. (Vgl. 1885!)
1890 Die Grube Maria, die ursprünglich dem Aachener Friedensrichter Friedrich Bölling und dem Dürener Tuchfabrikanten Leopold Schoeller gehört hat, wird wegen Überschuldung an die Vereinigungs-Gesellschaft verkauft. (Der Kaufpreis beträgt 6.257.000 Mark.)
1890 Es wird mit der Aufschüttung der Bergehalde „Maria I“ der Grube Maria begonnen. Später wird sie als „Jaspersberg“ bekannt. Auf einer Grundfläche von letztlich 10,43 Hektar werden bis zum Jahre 1926 insgesamt 1,9 Millionen Kubikmeter Berge in Hügelform bis auf eine Höhe von 30 Meter über Flur aufgekippt.
1891 Am Schacht Luise wird am 28. Februar die letzte Zentrum-Kohle gefördert.
1891 Am 15. Juli fährt der erste Zug auf der über Alsdorf hinaus nach Herzogenrath weitergeführten Strecke. (Er ersetzt die Pferdebahn.)
1892 In Kohlscheid heißt jetzt der Verbund „Steinkohlengruben Langenberg, Laurweg, Furth und Kämpchen“. (Ein Jahr später fällt „Furth“ im Namen weg.)
1892 Am 18. Juni verleiht das Oberbergamt in Bonn dem EBV zur Gewinnung vorkommender Steinkohlen unter dem Namen „Borschelen III“ das Bergwerkseigentum über das in den Gemeinden Frelenberg und Übach gelegene Feld mit einem Flächeninhalt von 2.188.962 Quadratmeter.
1894 Auf Maria II entsteht eine Brikettfabrik, die unter anderem Lokbriketts pressen wird.
1895 „Reserve“ bekommt die erste Kokerei des Reviers mit einer Kohlenwertstoff-Gewinnung.
1896 Am 1. April beginnt man in Duffesheide mit der Abteufung des Schachtes Gemeinschaft.
1896 Brand auf dem Gelände von Maria II
1896 Die Eisenbahnstrecke Alsdorf-Herzogenrath wird ausgebaut.
1897 „Reserve“ bekommt die erste Benzolfabrik.
1897 Zopp wird an die von Ottenfeld kommende Wasserleitung des Eschweiler Bergwerksvereins (EBV) angeschlossen. Die Zechenleitung genehmigt den Einwohnern von Zopp und Zopperberg eine tägliche Wasserentnahme von drei Kubikmetern.
1897 Der Kohlscheider Gemeinderat beschließt, die nicht mehr benötigte Pferde-Schmalspurbahn zwischen Langenberg und Laurweg entfernen zu lassen.
1898 Auf Maria Theresia wird wieder einmal der Betrieb eingestellt.
1899 Auf Gouley wird der Von-Goerschen-Schacht abgeteuft.
1899 Auf Maria wird der Suermondt-Schacht niedergebracht.
1899 In Merkstein wird der Adolfschacht in Angriff genommen; wegen der großen Schwierigkeiten beim Abteufen durch das wasserreiche Deckgebirge dauert es aber noch bis 1913, bis hier die erste Kohle gefördert wird.
1900 Am 4. Januar nimmt eine Schmalspureisenbahn zwischen Geilenkirchen und Alsdorf ihren Betrieb auf. Der sogenannte „Heggeströver“ verkehrt bis 1953 und bringt Bergleute zur Grube Anna.
1900 Am 12. September wird der Adolfschacht bei Streiffeld in Angriff genommen; nach seiner Fertigstellung 1913 wird er in Betrieb genommen.
1901 Am 18. Januar entsteht im Wurmtal in der Nähe des Teuterhofes in Würselen dicht am Wurmbett ein Tagebruch. Hierbei ergießen sich ungehindert die gesamten Wassermassen der Wurm in die Grubenfelder der Teutgrube, die daraufhin ihren Betrieb einstellen muss. Durch die sofort durchgeführte Verlegung des Wurmbettes auf die andere Talseite gelingt es am darauf folgenden Tag, die Teutgrube mit den mit ihr im Stollenverbund stehenden Nachbargruben vor dem Absaufen zu bewahren.
1901 Der EBV schließt einen ersten Liefervertrag mit der Luxemburger Eisenindustrie, der auf 10 Jahre befristet ist. (Weitere Verträge folgen in den Jahren 1904, 1906 und 1911.)
1902 Auf Gouley wird das Zechenhaus gebaut.
1903 Am 15. Januar geht die erste Batterie der neuen Kokerei Anna längs des Alsdorfer Güterbahnhofes in Produktion. (Der Bau der Kokerei mit Nebengewinnungsanlagen dauert bis in das Jahr 1906.)
1904 Der Eduardschacht wird in Alsdorf abgeteuft. Er wird zum Kern der späteren Grube Anna II.
1904 „Königsgrube“ schließt. (Die Anfänge liegen im Dunkeln.)
1905 „Spidell“ beendet die Förderung, die seit dem 16. Jahrhundert bestanden hat.
1905 Auf der Hauptschachtanlage von Maria werden eine neue Kokerei mit einer Koppersofenbatterie von 45 Öfen und eine Nebenproduktegewinnungsanlage gebaut.
1906 Der EBV beginnt mit dem Bau von Kellersberg I. (Das Gelände hierfür hat man nach dem Brand des Kellersberger Schlosses von Baron Blanckart gekauft.) Der Grund für die Errichtung einer derart großen Siedlung ist der Ausbau des Eduardschachtes, durch den die jährliche Produktion um mehrere hunderttausend Tonnen gesteigert wird.
1907 Der EBV fusioniert am 20. Februar mit der Vereinigungs-Gesellschaft und wird damit zu einer der größten deutschen Bergwerksgesellschaften. Damit kommen auch die Gruben Maria in Mariadorf und Langenberg in Kohlscheid in den Besitz des EBV. Durch Abteufen des Frankschachtes im darauffolgenden Jahr wird die Grube Laurweg zu einer Großanlage ausgebaut.
1907 Zwischen den beiden Gruben Maria und Anna wird eine untertägige Verbindung hergestellt.
1907 Die „Badeanstalten“ (Kauen) werden ab diesem Jahr bergpolizeilich vorgeschrieben.
1908 Der Adolf-Schacht erreicht die Kohle.
1908 Die Schachtanlage „Laurweg“ in Kohlscheid erhält ab diesem Jahr einen weiteren Schacht (Frankschacht).
1908 Auf „Carl-Alexander“ in Baesweiler wird der erste Schacht abgeteuft.
1908 Die (später legendäre) Lok „Anna 9“ wird in Dienst gestellt.
1909 Es erfolgt der zur Bewetterung von Adolf notwendige Durchschlag mit Anna II.
1909 Auf „Carl Friedrich“ beginnt die Förderung.
1909 Im Juni ist die neue Bergarbeitersiedlung Kellersberg I bezugsfertig.
1909 In diesem Jahr kommt es zur Gründung der Zeche Sophia-Jacoba in Hückelhoven; sie wird zwar zum Aachener Revier gezählt, gehört aber geologisch zum Rheinisch-Westfälischen Revier.
1910 Der EBV verkauft Kohlenfelder an die Gewerkschaften Carolus Magnus (Gründung 1911) und Carl Alexander. Offenbar schätzen die EBV-Manager die Erfolgsaussichten als sehr gering ein. Der Verkaufsgewinn wird auf Adolf investiert.
1910 Der EBV übernimmt die „Eschweiler-Köln Eisenwerke AG“ mit mehreren Betrieben in Eschweiler.
1910 In Hückelhoven beginnt man mit dem Abteufen der Schächte 1 und 2 der späteren Grube Sophia-Jacoba.
1910 In Alsdorf wird eine Berglehrwerkstatt für die Anna-Betriebe eingerichtet.
1911 ARBED (Aciéries Réunies de Burbach-Eich-Dudelange) in Luxemburg wird gegründet.
1911 Drei französische Stahlunternehmen gründen die Gewerkschaft Carolus Magnus.
1911 Östlich von Palenberg beginnt man in der Nähe des Bachlaufes Übach mit Bohrungen und stößt auf abbauwürdige Kohlenflöze.
1911 Am 1. Oktober wird mit den Arbeiten rund um das vorgesehene Schachtgelände im Bereich Frelenberg und Übach begonnen. Unter anderem werden Wohn- und Werkstattbaracken, Büros, Magazine, ein Betriebsgebäude und ein Fördermaschinenhaus errichtet. Eine Firma aus Viersen erhält den Auftrag, vier Brunnen zu bohren und zu bauen. (=> Carolus Magnus)
1912 „Voccart“ stellt die Kohleförderung ein und wird Außenschachtanlage der Grube Laurweg. Der neue Frankschacht übernimmt die Produktion auf Voccart ab dem 1. Januar.
1912 Der EBV baut die „Turbinenzentrale Anna I“ am Haupteingang der Zeche.
1912 Die Bergarbeitersiedlungen werden um „Kellersberg II“ erweitert.
1912 In diesem Jahr wird das Anschlussgleis für Carolus Magnus gebaut.
1912 Die Gewerkschaft Carolus Magnus errichtet die ersten Angestellten- und Arbeiterhäuser in der Nähe des Zechengeländes (Carlstraße - Heidberg, bis 1918).
1913 Der EBV schließt am 13. März einen Liefervertrag mit dem Luxemburger Stahlkonzern ARBED.
1913 Am 14. Mai beginnt die Firma Gebhard & König aus dem thüringischen Nordhausen mit dem Abteufen von Schacht I auf Carolus Magnus.
1913 Auf Adolf beginnt man im Juni mit der Kohleförderung.
1913 Am 22. Juli stürzt während der Abteufarbeiten auf Carolus Magnus der Schacht I ein. Die Sandmassen begraben 13 Bergleute.
1913 Am 10. Oktober nimmt man auf Carolus Magnus das Abteufen von Schacht II in Angriff.
1913 „Grube Langenberg“ beendet die Förderung. (Die Anfänge lassen sich hier bis in das 17. Jahrhundert zurückdatieren.)
1913 Das Abteufen der Schachtanlage Anna III wird beendet. Sie wird hauptsächlich als Materialschacht, gelegentlich aber auch für die Seilfahrt der Bergleute benutzt. Gegen Ende der Bergbauzeit dient sie lediglich als ausziehender Wetterschacht.
1913 Der EBV verlegt seine Hauptverwaltung von Eschweiler-Pumpe nach Kohlscheid.
1913 Auf Carolus Magnus werden Maschinen- und Kesselhaus mit einem Schornstein von 100 Meter Höhe und drei Meter oberer lichter Weite fertiggestellt. Es sind neun Kessel vorhanden.
1914 Da mit Beginn des Ersten Weltkriegs eine Reihe von Arbeitern eingezogen wird, werden die Arbeiten auf Carolus Magnus stark beeinträchtigt. Trotzdem gelingt es Ende des Jahres, Schacht I fertigzustellen; am 12. November erfolgt die provisorische Abnahme.
1914 Auf Carolus Magnus wird eine Kokerei mit 100 Koksöfen fertiggestellt.
1914 Die Gewerkschaft Sophia-Jacoba fördert bei Hückelhoven aus Schacht 1 zum ersten Male Anthrazit-Kohle.
1914 „Kämpchen“ stellt die Förderung ein. (Die Anfänge reichen in das 16. Jahrhundert zurück.)
1915 Am 18. Juli kommt es bei der Teufe von 303 Metern im Schacht II auf Carolus Magnus zu einem Wassereinbruch. Bis 155 Meter säuft der Schacht ab und wird mit Geröll, Sand und Schlamm gefüllt. Die Aufräumarbeiten ziehen sich mehr als 15 Monate hin.
1916 Edurad Honigmann fällt in Frankreich; seine Erben verkaufen die Zeche Sophia-Jacoba an ein holländisches Konsortium.
1916 Am 21. Oktober erreicht man mit dem Schacht II auf Carolus Magnus die Teufe von 303 Metern, die vor dem Wassereinbruch des letzten Jahres bereits bestanden hat.
1917 Auf Anna I ereignet sich am 29. November ein Grubenunglück. Eine schadhafte Benzollokomotive verursacht untertage einen Brand, bei dem 58 Bergleute, darunter siebzehn russische Kriegsgefangene sterben.
1918 Am 1. Januar erfolgt die Fertigstellung von Schacht II auf Carolus Magnus.
1918 Auf Sophia-Jacoba wird Schacht 2 fertig.
1918 Der Versuch, die östlich der Sandgewand liegenden Fettkohlevorräte von Maria aus abzubauen, scheitert. Ein 56 Millionen Quadratmeter großes Grubenfeld bleibt daher zunächst ungenutzt. (=> Emil Mayrisch)
1918 Mit Kriegsende am 11. November kommen viele Soldaten ins Revier zurück; die Förderung von Kohle kommt wieder verstärkt in Gang. Allerdings müssen fast 50 Prozent der Kohlenförderung im Zuge der Reparationsleistungen an die Siegermächte abgeführt werden.
1919 Die von drei französischen Stahlunternehmen gegründete Gewerkschaft Carolus Magnus fördert bei Übach-Palenberg die erste Kohle.
1919 Der EBV schließt mit dem luxemburgischen Stahlkonzern ARBED (Acieries réunies de Burbach, Eich, Dudelange) einen Liefervertrag.
1920 Ab diesem Jahr werden die Gebäude auf der ehemaligen Grube Langenberg als Wohnungen genutzt.
1920 Am 19. Mai wird die „Reichsbeihilfe zur Errichtung von Bergmannswohnungen im Aachener Steinkohlebezirk G.M.B.H.“ als Treuhandstelle im Aachener Revier gegründet. Die Gründer sind die ortsansässigen bergbaulichen Gewerkschaften und Bergbaugesellschaften. (Der Staat beteiligt sich erst ab 1934 am Stammkapital.)
1920 Zur Durchführung von Siedlungsbaumaßnahmen wird die „Aachener Bergmannssiedlungsgesellschaft M.B.H.“ (ABS) gegründet. Hauptzwecke des gemeinnützigen Unternehmens sind Förderung, Betreuung und Bau von preiswerten Wohnungen für Bergleute und Angestellte des Steinkohlebergbaus.
1921 Man beginnt im „Alsdorfer Busch“ mit der Errichtung einer neuen Bergarbeitersiedlung. Später trägt sie den Namen „Siedlung Busch“ bzw. „Busch“. Die Bauarbeiten dauern bis 1929 an. In den 323 Wohneinheiten finden Bergleute Wohnraum, die vom EBV aus dem Saarland und dem Ruhrgebiet angeworben worden sind, um die Lücken zu schließen, die durch den Weltkrieg und das Grubenunglück von 1917 entstanden sind.
1921 Ganze 13 Jahre nach Beginn der Abteufarbeiten ist der Start der Förderung auf der Grube Carl Alexander in Baesweiler.
1921 Die Aachener Gruben schließen sich (mit Ausnahme con Carolus Magnus) unter starkem staatlichen Druck zur „Aachener Steinkohlesyndikat GmbH“ zusammen.
1922 Das Abteufen des Hauptschachtes der Grube Anna wird in Angriff genommen. (andere Quelle: bereits 1921)
1922 Man beginnt mit dem Abteufen eines Doppelschachtes in der geplanten Schachtanlage Henriette östlich der Grube Eschweiler Reserve, stellt diese Arbeiten aber 1925 wieder ein.
1923 Durch Fertigstellung eines eigenen Wetterschachtes wird die Grube Adolf eine eigenständige Schachtanlage.
1923 Am 30. November endet die Besetzung der linken Rheinseite durch Belgier und Franzosen.
1924 Die Zeche Carolus Magnus gründet eine eigene Vertriebsgesellschaft mit dem Namen „Carbona“.
1924 Der EBV beginnt mit dem Bau der Siedlung „Neuweiler“. Sie wird auf einem Gelände der Gemeinde Siersdorf errichtet, das durch Bergschäden gefährdet ist. Schließlich muss die Hälfte der erbauten Häuser wieder abgerissen werden.
1924 Kellersberg III wird erbaut.
1924 Der EBV erwirbt die Aktienmehrheit an der „Anthrazitgrube Carl Friedrich AG“ in Richterich und stellt auf der 200-m-Sohle eine Verbindung mit der Grube Laurweg her.
1925 Maria Reserve (Anlage I) an der Marienstraße wird dichtgemacht. „Dr Koele-Berch“ (Jaspersberg) ist letzter Standort-Zeuge.
1925 Der EBV erwirbt die „Eschweiler-Ratinger-Metallwerke AG“ mit dem Rohrwerk Ermag in Eschweiler als Kernstück.
1926 Die ARBED erwirbt 91 Prozent der Aktien des EBV.
1926 Der Hermannsschacht wird zugeschüttet.
1926 Bis in dieses Jahr wird die Bergehalde „Maria I“ (Jaspersberg) aufgeschüttet. Insgesamt hat man hierher 1,9 Millionen Kubikmeter Berge verbracht. Dies ergibt eine Halde in Hügelform, welche etwas über 10 Hektar überdeckt und sich 30 Meter über Flur erhebt.
1927 Auf Sophia-Jacoba wird Schacht 3 in Angriff genommen.
1927 Für „Carl Friedrich“ kommt am 31. Juli das Ende der Förderung.
1927 Ab diesem Jahr werden die Anlagen auf Anna in zehnjähriger Bauzeit zur ersten europäischen Großkokerei erweitert.
1927 „Nordstern“ stellt am 1. Dezember die Förderung ein.
1928 Am 10. Februar führt ein Wasserdurchbruch auf Carolus Magnus zur vorübergehenden Einstellung der Förderung; es ist nur Materialschaden zu beklagen.
1928 Man beginnt mit Baumaßnahmen im zukünftigen Alsdorfer Stadtteil „Blumenrath“. Insgesamt 30 Jahre werden sie sich hinziehen und in vierzehn Bauabschnitten realisiert. Bauträger ist die „Aachener Bergmannssiedlungs-gesellschaft“ (ABS).
1929 Ab diesem Jahr muss man – bedingt durch die Weltwirtschaftskrise – Kohle aufhalden und Feierschichten verfahren.
1929 Am 14. März kommt es auf Carolus Magnus zu einem Grubenunglück. Bei der Einfahrt reißt ein Unterseil, wodurch ein mit 68 Mann besetzter Förderkorb ins Rutschen gerät, von den Sicherheitsvorrichtungen aber aufgefangen wird. Es gibt einen Schwerverletzten sowie fünf leicht verletzte Bergleute.
1929 Auf der Zeche Adolf wird der Untertagebetrieb auf elektrischen Antrieb umgestellt; sie gehört dadurch vorübergehend zu den modernsten Deutschlands.
1929 Im Gemeinderat von Hoengen wird unter Bürgermeister Hartung überlegt, auf der Gemarkung „Begau“ („Op de Begau“) eine sogenannte „Stadtrandsiedlung“ zu errichten.
1929 Im zweiten Bauabschnitt der Siedlung Busch entstehen 229 Wohnungen.
1930 Kellersberg III entsteht.
1930 Auf dem Kokereigelände Anna wird ein 52 Meter hoher Gasometer gebaut. Er kann 40.000 Kubikmeter Kokereigas fassen.
1930 Im April beginnt man mit dem Bau des Thyssen’schen Ferngaswerkes. (Es wird ab 1. Oktober Gas liefern, zunächst nach Köln und Jülich. Es handelt sich um Überschussgas, das beim Verkokungsprozess auf Anna anfällt, vom Werk übernommen, gereinigt und ins Ferngasnetz gedrückt wird.)
1930 Auf Maria wird der „Neuschacht“ abgeteuft, der die Schächte der stillgelegten Maria I und II ersetzen soll.
1930 Auf Anna II ereignet sich am 21. Oktober eine schwere Schlagwetterexplosion, durch die insgesamt 271 Personen getötet und 304 verletzt werden.
1931 Am 21. Februar ereignet sich ein schweres Grubenunglück auf der Grube Eschweiler Reserve. Auf der 600-m-Sohle explodiert ein Sprengstofflager; es sterben 31 Bergleute.
1932 Drei Kilometer nördlich von Hückelhoven teuft man den Schacht 4 als Wetterschacht für Sophia-Jacoba ab.
1932 Auf Maria wird am 1. Dezember die unrentabel gewordene Kokerei geschlossen, die zuletzt 75 Koksöfen betrieben hat.
1933 Auf Grube Maria wird mit der Erschließung der 820-m-Sohle begonnen.
1933 Am 29. November werden auf Carolus Magnus um 7 Uhr morgens 18 Bergleute verschüttet und 13 Stunden später allesamt unverletzt geborgen.
1934 Der Reichsorganisationsleiter Dr. Robert Ley veranlasst in Aachen die Gründung des Reichsheimstättenamtes; diesem wird die Projektbearbeitung für ein ausgedehntes Siedlungsprogramm im Inde- und Wurmkohlenrevier übertragen.
1934 Dr. Ley vollzieht im März den ersten Spatenstich für die Errichtung der heutigen Broicher Siedlung.
1934 Man beginnt mit dem Aufbau der Siedlung Begau, was sich bis 1935 hinzieht. Die „Rheinische Heimstätte GmbH“ errichtet im ersten Jahr 24 Siedlerstellen, die „GEHAG“ (Gemeinnützige Heimstätten-AG, Zweigstelle Aachen) lässt im zweiten Jahr 213 folgen.
1935 Am Hauptschacht von Grube Anna wird die 460-m-Sohle angesetzt.
1935 Am 9. Februar kommt es zu einem Wassereinbruch auf Grube Laurweg in Kohlscheid; sieben Bergleute kommen ums Leben.
1935 Am 1. Mai wird aus den selbständigen Gemeinden Frelenberg, Scherpenseel und Übach die Großgemeinde Übach-Palenberg.
1936 Die Kokerei Carl-Alexander wird gebaut; sie produziert Elektrodenkoks.
1936 Erster Bauabschnitt der Siedlung Zopp mit dem Bau von hundert Einfamilienhäusern
1937 Ab diesem Jahr steht in der Turbinenzentrale Anna I die „Maschine IV“, die mit 30 Megawatt Leistung soviel Strom liefert, dass man die Stadt Aachen damit versorgen könnte.
1937 Ab diesem Jahr belebt sich der Absatz der Steinkohle, weil in Verbindung mit der nationalsozialistischen Wirtschafts- und Rüstungspolitik im Inland die Energienachfrage steigt und der Export von Kohle zur Devisenbeschaffung gefördert wird.
1937 Man beginnt mit dem Abteufen der beiden Schächte für die zukünftige Grube Emil Mayrisch nach dem Gefrierverfahren.
1937 Auf Carolus Magnus erreicht die Förderung mit 1.007.171 Tonnen ihren Höhepunkt.
1938 Am 21. Mai, dem hundertsten Geburtstag des EBV, wird bei Siersdorf feierlich der erste Spatenstich getan. Es entsteht eine Zeche, die den Namen des ersten ARBED-Präsidenten tragen wird: Emil Mayrisch. Damit kommt der Bergbau in das bis dahin landwirtschaftlich geprägte Jülicher Land.
1938 Die Grube Laurweg erlebt ein Rekordjahr: 2.221 Mann Belegschaft gewinnen 751.349 Tonnen Kohle und 45.600 Mwh Strom.
1938 Die Vertriebsgesellschaft „Carbona“ wird vom Ruhrsyndikat übernommen.
1940 Am 26. April wird die Zeche Carolus Magnus als sogenanntes „Feindvermögen“ unter deutsche Zwangsverwaltung gestellt.
1940 Im Oktober fallen Bomben auf die Grube Nordstern, ohne Schaden anzurichten.
1941 Die Concordia-Hütte in Eschweiler wird stillgelegt.
1941 Am 1. November streift bei Nebel und Schneetreiben eine JU 52 einen der drei Kamine vom Kraftwerk auf Anna I und reißt 15 Meter vom Kamin ab. Im Kesselhaus sterben acht Arbeiter. Als das Flugzeug in ein Haus am Grenzweg rast, kommen die Besatzung und zwei weitere Menschen ums Leben.
1943 Wegen der verstärkten Kohleförderung für die Kriegsrüstung wird auf die Einberufung der Bergleute zur Wehrmacht verzichtet.
1943 Der EBV beginnt, mit einem Teil seiner Belegschaft 20 Luftschutzstollen zu bauen. Sie werden in Alsdorf über den ganzen Ort und die Betriebe verteilt in etwa 15 Meter Tiefe angelegt.
1943 Die Kokerei Anna wird wegen der Kriegssituation stillgesetzt.
1944 Am 12. September gibt der Reichskommissar die Stillegung aller Zechen im Aachener Revier bekannt.
1944 Am 13. September fordert die Parteileitung die Zivilbevölkerung im Aachener Revier auf, das Gebiet zu räumen und sich evakuieren zu lassen. Mit der Evakuierung kommt die Förderung auf den Gruben gänzlich zum Erliegen. Von den 24.000 Einwohnern Alsdorfs bleiben 4.000 in der Heimat. Eine Notbelegschaft soll einen Ausfall der Wasserhaltung auf den Gruben verhindern.
1944 Am 16. September beginnt der Beschuss Alsdorfs durch die Amerikaner. Ein großer Teil der zurückgebliebenen Bevölkerung findet in den Luftschutzstollen des EBV Zuflucht. Auf der 360-m-Sohle befinden sich zu diesem Zeitpunkt unter anderem 36 Kühe und 50 Schweine sowie Futter für etwa drei Wochen.
1944 Auf Anna gerät durch Beschuss der Holzplatz in Brand. Der heftige Wind treibt das Feuer mit größter Geschwindigkeit über die anschließenden Gebäude, die Schreinerei und Garage, auf die Waschkaue und die Betriebsgebäude sowie auf die Häuserzeile an der Bahnhofsstraße zu. Die Löscharbeiten sind wegen fortgesetztem Beschuss erschwert.
1944 Die Grube Eschweiler Reserve säuft seit dem 28. September ab: Artillerie hat die Stromleitungen zur Grube am 11. des Monats zerschossen, und die Pumpen fallen irreparabel aus. (Dies bedeutet das Ende des Eschweiler Bergbaus überhaupt.)
1944 Ende September wird die Kokerei auf Carolus Magnus das Opfer eines Bombenangriffs; auch die Benzolanlage wird komplett zerstört. Insgesamt fallen 50 Prozent der Tagesanlagen dem Bombardement zum Opfer.
1944 Die Abteufarbeiten an den beiden Schächten von Emil Mayrisch werden im Herbst eingestellt. Schacht 1 hat eine Teufe von 565, Schacht 2 von 662 Metern erreicht.
1944 Durch die Grube Maria verläuft vom 7. Oktober bis zum 17. November eine Hauptkampflinie; Maria wird daher stärker in Mitleidenschaft gezogen als die Grube Anna.
1944 Von Oktober bis Dezember holen mitten im Frontgebiet Anna-Bergleute täglich bis zu 450 Tonnen Kohle aus der Grube, um das Kraftwerk und damit die Wasserhaltungen und Grubenlüfter von Anna und Adolf mit Energie zu versorgen.
1944 Am 16. November erobert das 117. US-Regiment Mariadorf, wodurch auch die Grube Maria in amerikanische Hände fällt.
1945 Am 21. Januar kommt es auf der 610-m-Sohle der Grube Anna I zu einer Explosion von Sprengstoff; 21 Bergleute kommen dabei ums Leben.
1945 Am 20. Juni werden die Regierungsbezirke Köln, Aachen und Düsseldorf zur Nordrheinprovinz zusammengefasst; fortan übernehmen die Briten die Verantwortung für die Kohlengruben in diesen Gebieten.
1945 Im August wird die Förderung auf Anna I mit geringen Mengen wieder aufgenommen.
1945 Im Oktober nimmt die um 1910 entstandene EBV-eigene Dampfziegelei in der Nähe der Grube Adolf in Merkstein ihre Produktion wieder auf.
1946 Nach langwierigen Verhandlungen mit der Besatzung wird für 58 Öfen der Kokerei Anna eine Betriebserlaubnis erteilt.
1947 Am 1. Mai beginnt auf Maria wieder die Förderung, zunächst mit 200 Tonnen täglich. (Im April hat man auf Vermittlung der ARBED die Erlaubnis hierzu erteilt.)
1947 Auf Emil Mayrisch wird mit dem Sümpfen und weiteren Abteufen der beiden Schächte begonnen.
1948 Der EBV nimmt nach der Währungsreform vom 21. Juni zunächst nur langfristige Kredite für den weiteren Ausbau von Emil Mayrisch und den Bau eines Hochdruckkraftwerkes auf dem Gelände der Grube Anna auf.
1948 Auf Emil Mayrisch beginnt die Ausrichtung der 610-m-Sohle.
1948 Die Siedlung Busch wird um 96 Wohnungen erweitert.
1948 Dritter Bauabschnitt der Siedlung Zopp mit 96 Wohnungen
1949 Auf Emil Mayrisch erreichen die beiden Schächte die für den Ansatz der ersten Hauptfördersohle erforderliche Teufe von 710 Metern.
1950 Das Gebiet nördlich des Alsdorfer Nordfriedhofs ist von einer Bergsenkung betroffen, deren Ausgangspunkt der Franzschacht ist. Die Absenkung beträgt im Zentrum etwa 18 Meter. Hierdurch kommt es zu starker Bodenverdichtung. Regenwasser sammelt sich und versickert nicht mehr. Es entsteht das Berg-senkungsgewässer am „Sueren Pley“. Das Ackerland mit einer Qualität von ursprünglich 65 Bodenpunkten sinkt deutlich im Wert. Der zuständige Landwirt muss an den Besitzer weiterhin die volle Pacht bezahlen, erhält aber vom EBV für die nicht bewirtschaftbare Fläche eine Entschädigung. Der EBV versucht um 1960, mit einer Bohrung das Wasser zum Abfließen zu bringen. Dieser Versuch scheitert aber. So kann sich der „Sueren Pley“ zu einem herausragenden Vogelschutzgebiet entwickeln, das später im Landschaftsplan des Kreises zum „Naturdenkmal“ erklärt wird.
1950 Im September wird die Beschlagnahme aller Aachener Bergbaugesellschaften endgültig aufgehoben.
1950 Am 22. September berichten die „Aachener Nachrichten“ unter der Schlagzeile „Was ist mit der Zeche Laurweg?“, dass die Existenz von 2.500 Bergleuten durch Stillegung bedroht sei.
1950 Bis in das Jahr 1952 werden in der Siedlung Zopp fünfzig Häuser gebaut.
1951 Laurweg wird über Blindschächte mit Gouley vereinigt.
1951 Am 1. Juni beginnen die Arbeiten zur Zusammenlegung der Gruben Anna I und Anna II zum Verbundwerk.
1952 In diesem Jahr wird die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (Montanunion) von den Staaten Belgien, Bundesrepublik Deutschland, Frankreich, Niederlande, Luxemburg und Italien gegründet.
1952 Zur Information der EBV-Mitarbeiter erscheint erstmals die Werkszeitschrift „de Kull“.
1952 Kellersberg IV entsteht („Maquawiese“).
1952 Das neue Hochdruckkraftwerk Anna geht in Betrieb. Den Mitteldruck-maschinen der alten „Turbinenzentrale Anna I“ werden zwei Hochdruck-turbinen vorgeschaltet.
1952 Auf Emil Mayrisch wird am 15. April die erste Kohle gefördert. (Die Bauzeit hat sich durch die Kriegsereignisse in die Länge gezogen.)
1953 Aus Mitteln des „Kohlepfennigs“ werden in der Alsdorfer Siedlung „Neu-Busch“ nördlich der Industriebahn durch die ABS 423 Wohneinheiten erstellt; die Bauarbeiten dauern bis in das Jahr 1955 an.
1953 Der Nordwestdeutsche Rundfunk (NWDR) interviewt im März Stadtdirektor Dr. Eckert und Bergwerksdirektor Bergassessor Venn über das Großsiedlungsprojekt Alsdorf-Ofden.
27.5.1953 Über der Großsiedlung Ofden weht der Richtkranz. Im ersten Bauabschnitt hat man 761 Wohnungen erstellt.
1953 Der Franzschacht auf Anna wird auf sechs Meter Durchmesser aufgebohrt und mit einem Betonturm ausgerüstet. Er hebt fortan auch die Förderung der Grube Anna II, die bisher im 1904 abgeteuften Eduardschacht zutage gekommen ist.
1953 Die Gruben Gouley in Würselen und Laurweg in Kohlscheid werden zu einem Verbundbergwerk zusammengelegt.
1953 Das neue Hochdruckkraftwerk Anna geht mit einer Leistung von 87 Megawatt ans Netz.
1953 Es finden die letzten Fahrten der Geilenkirchener Kreisbahn statt; noch in diesem Jahr werden die Schienen entfernt.
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1954 Im Aachener Steinkohlenrevier wird der gemeinsame Verkauf von Steinkohle, Steinkohlenbriketts und Koks der „Aachener Kohlen-Verkauf-GmbH“ übertragen.
1954 Im Juni sind die wesentlichen Arbeiten zur Zusammenlegung von Anna I und Anna II beendet.
1954 Der Franzschacht wird fertiggestellt.
1954 Auf Langenberg wird der Förderschacht verfüllt.
1954 Im September ist die Siedlung Alsdorf-Busch um 274 Wohnungseinheiten erweitert.
1954 Die Eisenbahnstrecke Geilenkirchen-Alsdorf wird endgültig stillgelegt. Der bei der Bevölkerung beliebte „Heggeströver“ ist nicht nur unrentabel geworden, sondern er stellt auch ein Verkehrshindernis dar: er muss verkehrsreiche Bundesstraßen mehrfach tutend und bimmelnd überqueren.
1955 Im März ist die zweite Erweiterung der Siedlung Busch um 152 Wohnungseinheiten fertiggestellt.
1955 „Laurweg“ beendet die Förderung, die im 16. Jahrhundert begonnen hat.
1955 Im September beschließt der Rat der Stadt Alsdorf den Bau der Siedlung Alsdorf-Ost. Bauträger wird die Aachener Bergmannssiedlungsgesellschaft. Noch im Oktober beginnen auf dem Gelände an der Luisenstraße die Bauarbeiten.
1955 Im September kommt es auf Carolus Magnus zu einem Grubenbrand; er legt ein ganzes Revier für ein halbes Jahr still und verursacht einen Schaden in mehrfacher Millionenhöhe.
1956 Im Tagebau Ottilie in Herzogenrath-Merkstein wird mit dem Braunkohleabbau begonnen.
1956 Auf den bereits ausgekohlten Flächen des Tagebaus Maria Theresia in Niederbardenberg beginnt man mit der Verkippung von Hausmüll der Stadt Aachen.
1956 Die beiden Gruben Anna I und II werden zum Verbundbergwerk Anna zusammengelegt.
1956 Die Bergehalde Anna 2 wird letztmalig mit Bergematerial beschickt. Insgesamt sind 6 Millionen Kubikmeter zusammengekommen. Fortan werden noch Asche des Kraftwerks und anfallende Abfallstoffe der Kokerei und der Ancit-Fabrik sowie Abrissschutt auf die Halde gebracht. Die Schlammweiher werden für die betriebliche Wasserwirtschaft der Kokerei benutzt, was wegen des Gehalts an Phenolen und Ammoniak nicht unproblematisch ist.
1956 Die Stadt Alsdorf gibt ihren Bildband „Alsdorf Wachsende Bergbaustadt“ im Juli heraus.
1956 Im Juli ist die ECA-Siedlung Alsdorf-Ofden fertiggestellt.
1956 Der EBV erwirbt die Mehrheit an der Bergbauaktiengesellschaft Lothringen in Bochum.
1957 Der EBV erreicht mit 5 Millionen Tonnen Kohle Jahresförderung wieder seine Vorkriegsleistung.
1957 Die Kokerei Anna ist nach ihrem Ausbau mit einer täglichen Kapazität von 4.500 Tonnen Koks eine der größten in Westeuropa.
1957 Bei den EBV-Hüttenbetrieben wird ein neues Elektrostahlwerk in Betrieb genommen.
1957 Das Gewann „Auf dem Wirth“ wird mit Bergmannswohnungen bebaut.
1957 Im November sind in Alsdorf-Ost mehr als 800 Wohnungseinheiten fertiggestellt.
1958 Maria wird untertage mit Emil Mayrisch verbunden.
1958 Auf Emil Mayrisch beginnt man mit dem Bau einer eigenen Aufbereitungsanlage für diese Grube.
1958 Die Grube Adolf erreicht mit 939.705 Tonnen die höchste Jahresförderung ihrer Geschichte.
1958 Die Kohlekrise beginnt (nicht zuletzt durch die zunehmende Beliebtheit des billigen Heizöls). Beim EBV gibt es im November die ersten Feierschichten; wieder einmal wird Kohle aufgehaldet.
1959 Auf Maria II wird im Februar die Brikettfabrikation mangels Nachfrage eingestellt.
1959 Über dem Von-Goerschen-Schacht auf Gouley in Würselen wird ein 69 Meter hoher Betonturm (auf „Stelzen“) hochgezogen.
1960 In diesem Jahr wird der „Heizölzoll“ neu eingeführt; der Bergbau erholt sich vorübergehend.
1960 Auf der Tagebaugrube Maria Theresia wird der planmäßige Braunkohleabbau wiederaufgenommen. Die Jahresleistung beträgt bis 1969 etwa 250.000 Tonnen. Die Verarbeitung erfolgt in der Brikettfabrik NV CARISBORG in Heerlen.
1960 Anfang des Jahres zieht eine neue elektrische Fördermaschine in der Spitze des Betonförderturms der Grube Gouley die erste Anthrazit-Kohle von der 650-m-Sohle.
1960 Am 7. April sterben sechs Belegschaftsmitglieder der Grube Gouley bei einem Strebbruch.
1960 Der EBV erreicht in diesem Jahr einen Anteil von etwa 60 Prozent an der Förderung des Aachener Steinkohlereviers.
1961 Auf der Bergehalde Adolf beginnt man mit der Aufforstung.
1961 Die Bergehalde Carl Alexander wird am 1. Juni aus der Bergaufsicht entlassen. (lt. Mitteilung des Bergamtes Düren aus dem Jahre 2000)
1962 Das Kraftwerk Siersdorf nimmt mit einer Leistung von 150 Megawatt die Stromproduktion auf.
1962 Die in französischem Besitz stehende Gewerkschaft Carolus Magnus in Übach-Palenberg macht am 30. September dicht. Die Grube ist das erste Opfer der Kohlenkrise im Aachener Revier.
1962 Die Grube Maria wird am 30. September geschlossen. Die Bergleute haben in 114 Jahren in Mariadorf 45 Millionen Tonnen Kohle aus der Erde geholt. (Die Bergehalde Maria Hauptschacht wird 1963 das letzte Mal beschickt. Das Schüttvolumen beträgt zu diesem Zeitpunkt 4,97 Millionen Kubikmeter. Die Halde überdeckt eine Fläche von etwa 25 Hektar und erhebt sich rund 60 Meter über Flur.)
1962 Auf Carolus Magnus werden ab dem 3. Dezember Schächte mit Abraum verfüllt.
1962 Eine Schlagwetterexplosion auf der Grube Adolf kostet am 14. Dezember acht Menschenleben.
1962 Die Bergberufsschule in Übach-Palenberg stellt den Unterricht ein.
1963 Im März wird auf Carolus Magnus die Verfüllung der Schächte beendet.
1963 Ab diesem Jahr wird die Halde Anna (Noppenberg) beschickt. Bis zum Jahre 1983 werden hier insgesamt 17 Millionen Kubikmeter Material abgelagert. Die Separationsverfahren sind bereits soweit ausgereift, dass kaum noch Kohle dabei ist.
1963 Die Brikettfabrik Laurweg erreicht mit 285.213 Tonnen ihre höchste Produktion; sie beschäftigt 81 Personen.
1964 Ende des Jahres wird das Aachener Revier von der Nachricht überrascht, dass der EBV zum 1. Januar 1965 die Gewerkschaft Carl-Alexander von den Röchling’schen Eisen- und Stahlwerken gekauft hat.
1964 Die Schachtanlage Gouley wird von 650 Meter weiter auf 850 Meter abgeteuft.
1964 Bis zu diesem Jahr wird die Bergehalde Anna 1 beschickt (andere Quelle: 1960). Seitdem lagern hier etwa 15 Millionen Kubikmeter Berge. Bei diesem Haldenkörper treten bis heute immer wieder Schwelbrände auf, deren Beseitigung nicht möglich ist. (Man bringt die Brände unter anderem mit der Ablagerung von abgekippter Asche aus dem Kraftwerk Anna in Zusammenhang.)
1965 Der Betrieb auf dem Braunkohletagebau Ottilie in Merkstein wird eingestellt.
1965 Am 27. Juni entscheidet der EBV, die Zeche Carl-Alexander weiter zu betreiben.
1965 Am Hauptschacht der Grube Anna wird die 610-m-Sohle aufgefahren.
1966 Die Schächte der ehemaligen Grube „Laurweg“, die bislang noch als Wetterschächte für die Grube Gouley gedient haben, werden verfüllt.
1966 In Zopp findet der letzte Ausbau mit 20 Häusern statt.
1967 Im Februar fasst der Aufsichtsrat des EBV den Stillegungsbeschluss für Gouley. Am 1. April wird die Stillegung mit einer Förderreduzierung eingeleitet.
1967 Im Sommer werden auf Carolus Magnus die Schachtgerüste abgebrochen.
1967 Die Bergbau-AG Lothringen (Bochum) wird mit dem EBV verschmolzen.
1968 In der Kokerei Anna wird die Batterie IIIa neu gebaut; die Folge ist die Rekordproduktion von 5.500 Tonnen Koks täglich. Anna gilt zu dieser Zeit als die „größte Kokerei Westeuropas“.
1968 Die auf dem Gelände der Kokerei Anna gebaute Ancit-Fabrik nimmt die Produktion auf. Aus ihren Pressen kommen stündlich 10 Tonnen der kissenförmigen Briketts, die in Zimmeröfen und Heizungskesseln rauchlos verbrennen und keine Schlacken hinterlassen.
1968 Die Grube „Voccart“ wird endgültig stillgelegt. (Die letzte Kohle von ihrem Grubenfeld wird in diesem Jahr auf der Grube Gouley gefördert.) Besonders spektakulär ist die Sprengung des 50 Meter hohen Schornsteins.
1968 Die 1945 reaktivierte Dampfziegelei in Merkstein wird stillgelegt, weil das zum Backen der Ziegel ausgebeutete Lehmvorkommen erschöpft ist.
1969 Der Braunkohleabbau auf Maria Theresia in Niederbardenberg wird endgültig eingestellt.
1969 Die EBV-Werkszeitschrift „de Kull“ erscheint ab diesem Jahr mit dem neuen Titel „EBV-Report“.
1969 Die Hausbrand-Zeche Gouley in Würselen wird am 31. März stillgelegt.
1969 Der Betrieb auf der Grube „Carl-Alexander“ wird vom EBV übernommen.
1969 Im April wird auf der Kokerei Carl-Alexander der letzte Koks gedrückt.
1969 Der EBV übernimmt das Steinkohlenbergwerk und die Kokerei Westfalen in Ahlen.
1970 Zwischen Alsdorf und Siersdorf wird eine Rohrleitung verlegt, die Gas aus der Kokerei zu den Kesseln des Kraftwerkes transportieren soll.
1970 Im Dezember - über 25 Jahre nach Stillegung der Zeche - wird das Wahrzeichen von Nothberg, der gigantische Kohlenmischturm der 1926 erneuerten Kokerei, gesprengt.
1970 Der EBV erreicht mit 8,6 Millionen Tonnen Steinkohle die höchste Förderung seiner Geschichte, die Koksproduktion beträgt 3,8 Millionen Tonnen. Man hat in diesem Jahr 23.800 Mitarbeiter beschäftigt.
1971 Ab diesem Jahr dreht sich auf Schacht 6 der Grube Sophia-Jacoba eine der stärksten Fördermaschinen der Welt.
1971 Beginn der Stillegung Herbede (bis 1972) und Adolf (bis 31.12.1974)
1971 Auf der ehemaligen „Grube Langenberg“ in Herzogenrath-Kohlscheid werden die zwischenzeitlich als Wohnungen genutzten Gebäude abgerissen; erhalten bleibt nur das Schachtgebäude.
1971 Der EBV fasst seine Ausbildungseinrichtungen im Aachener Revier zu einem Berufsbildungszentrum in Alsdorf zusammen.
1971 Das Thyssen’sche Gaswerk wird am 1. Mai stillgelegt. Bis zum Bau einer Gasleitung in das Kraftwerk Siersdorf, wo eine Verstromung erfolgen soll, wird das Überschussgas der Kokerei Anna abgefackelt.
1972 Am 1. Januar wächst die Stadt Alsdorf infolge der kommunalen Neuordnung in ihrer Fläche von 1.378 ha auf 3.150 ha, in ihrer Einwohnerzahl von 32.000 auf 50.000.
1972 Der Adolfschacht wird stillgelegt. Es wird ein Verbund Adolf-Anna hergestellt, d.h. Adolfkohle wird untertage nach Anna befördert. Der Wetterschacht von Adolf dient als ausziehender Schacht des Grubenfeldes Anna.
1972 Die Gewerkschaft Carolus Magnus beginnt mit dem teilweisen Abbau der Bergehalde und der Rückgewinnung von Kohlestaub im Flotationsverfahren; Dämme werden aufgeschüttet und das Gelände wird mit Schlammteichen überdeckt.
1972 Im Juli reißt auf Emil Mayrisch ein Förderkorb; vier Bergleute finden den Tod.
1973 Im Kraftwerk Anna geht die Gas-Dampf-Turbinenanlage in Betrieb, die überschüssiges Kokerei-Gas verstromt.
1973 Auf der Halde Maria Hauptschacht beginnt die Rückgewinnung der Kohlebestandteile, die bis in das Jahr 1983 andauern wird. Die Halde ist in dieser Zeit im südlichen Teil beträchtlichen Veränderungen unterworfen.
1973 Das Fördermaschinenhaus der Grube Laurweg wird gesprengt.
1974 Nach der vorangegangenen Ölkrise ist die Nachfrage nach Kohle und Koks so groß, dass der Bergbau nicht nur seine gesamte Förderung, sondern auch seine hohen Lagerbestände fast restlos verkaufen kann. Alleine der EBV kommt zu einem Jahresumsatz von rund 1,5 Milliarden Mark, was in vorübergehend auf Platz 67 der 100 größten deutschen Unternehmen bringt. (Die weltweite Rezession des nächsten Jahres stürzt die Stahlindustrie und damit auch den Bergbau in eine erneute Krise!)
1974 Nach Stillegung der Grube Adolf in Merkstein wird deren Feld dem Verbundwerk Anna angegliedert.
1974 Beginn der Stillegung Carl Alexander
1975 Es kommt zu einer weltweiten Rezession, unter welcher vor allem die Stahlindustrie zu leiden hat. Bis 1977 gibt es für den deutschen Bergbau deswegen zunehmend Probleme.
1975 Die Grube „Carl-Alexander“ in Baesweiler wird am 30. September stillgelegt. Die 610-m-Sohle hat man durch einen Blindschacht mit der 860-m-Sohle von Emil Mayrisch verbunden. Die beiden Schächte von „Alex“ werden als Wetterschächte für Anna und Emil Mayrisch genutzt.
1976 Die Brikettfabrik „Laurweg“ wird am 30. Juni stillgelegt. Riesige Briketthalden lagern noch einige Zeit auf dem Grubengelände und werden nach und nach abtransportiert.
1977 Am 13. Dezember wird von Josef Jossen auf der 360 Meter Sohle der Grube Anna mit einer behelfsmäßigen Kistenfalle ein Rotkehlchen eingefangen. Dieses ist wahrscheinlich mit einem Grubenwagen dorthin gelangt und hat seit Anfang Dezember seinen Gesang untertage hören lassen.
1977 Ende des Jahres häufen sich als Folge der Kohlekrise beim EBV 2,6 Millionen Tonnen Kohle, die zum größten Teil schon zu Koks weiterverarbeitet sind, auf Kohlenhalden.
1979 Auf Sophia-Jacoba in Hückelhoven läuft eine Kohlenvergasungsanlage an.
1979 Zwischen Anna und Emil Mayrisch wird in der Tiefe von 860 Metern mit dem Bau einer fast sechs Kilometer langen Verbindungsstrecke begonnen. Die Auffahrung wird im Gegenortbetrieb durchgeführt, wobei sich zwei Vortriebskolonnen von beiden Seiten aufeinander zu arbeiten.
1979 Südöstlich von Warden in der Gemarkung Kinzweiler beginnt die Errichtung einer Mülldeponie im Bereich des ehemaligen Braunkohletagebaus. Sie wird ab 1983 vom Kreis Aachen betrieben und nimmt unter anderem auch den Hausmüll der Großstadt Aachen auf.
1981 Die Bochumer Firma Cortix beantragt beim Staatlichen Forstamt Monschau die sogenannte „Waldumwandlungs-Genehmigung“ für den Jaspersberg.
1981 Johannes-Dieter Golks schreibt am 15. Juni im Namen der neu gegründeten Bürgerinitiative „Rettet den Jaspersberg“ an den Regierungspräsidenten in Köln. Er äußert Befürchtungen der Bevölkerung wegen der durch den EBV geplanten Abtragung und bittet um Unterstützung beim Verhindern dieses Vorhabens.
1982 Die Batterie 1 der Kokerei Anna wird geschlossen.
1982 Bei der Auffahrung der Verbindungsstrecke zwischen Anna und Emil Mayrisch wird die Durchörterung der gefürchteten Sandgewand-Störung geschafft.
1982 Die Aachener Nachrichten berichten am 23. August, dass die Untere Forstbehörde es ablehnt, der Bochumer „Cortix GmbH“ die Abtragung des Jaspersbergs zu genehmigen. in der Begründung heißt es: „Zur Entscheidungsfindung konnte durch den Antragsteller ein besonderes wirtschaftliches Interesse nicht nachgewiesen werden. Es ist zwar im Antrag angegeben, dass in der Halde rund 900.000 Tonnen Ballastkohle lagern sollen, jedoch steht ein möglicher Gewinn in keinem Verhältnis zu den Schäden, die dem Landschaftsbild und der Leistungsfähigkeit des Naturhaushaltes entstehen.“
1983 Die Verfüllung des ehemaligen Tagesbaus Maria Theresia in Niederbardenberg mit Hausmüll der Stadt Aachen wird abgeschlossen.
1983 Rat und Verwaltung der Stadt Alsdorf stellen erste Überlegungen zur Errichtung eines Bergbaumuseums an.
1983 Die Batterie 2 der Kokerei Anna wird geschlossen.
1983 Am 8. Juli wird untertage die Verbindung zwischen Emil Mayrisch und Anna hergestellt.
1983 Ab 8. November ist die Grube Emil Mayrisch die zentrale Förderanlage des EBV im Aachener Revier.
1983 Vor dem Verwaltungsgericht Aachen wird am 9. November der Streit um die Abtragung des Jaspersberg verhandelt. Alles dreht sich um die Frage, ob es sich beim Jaspersberg um schützenswerte Natur oder um eine bewegliche Sache handelt.
1983 Die dritte Kammer des Verwaltungsgerichtes Aachen entscheidet am 23. November, dass der Jaspersberg eine Mobilie sei, die keinen Wald tragen könne. Damit gibt die Justiz praktisch den Baumbestand zum Abholzen frei. Die Höhere Forstbehörde in Bonn geht in die Berufung vor dem Oberverwaltungsgericht in Münster.
1983 Am 30. Dezember werden auf Anna die letzten 800 Wagen mit 1.000 Tonnen Kohle gefördert. (In 133 Jahren haben Bergleute 120 Millionen Tonnen Kohle zutage gebracht.)
1983 Die Grube Anna wird am 31. Dezember stillgelegt. Damit endet auch die Beschickung der Bergehalde Anna bei Noppenberg. Sie ist bis dahin mittels Spülbetrieb aufgefahren worden. 17 Millionen Tonnen Bergematerial lagern auf dieser Halde.
1984 Die Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung (LÖLF) empfiehlt am 27. Januar die Ausweisung des Jaspersbergs als geschützter Landschaftsbestandteil.
1984 Die Bochumer Kohle-Aufbereitungsfirma Cortix kündigt im Februar an, auf dem Jaspersberg mit dem Abholzen der Bäume zu beginnen, ohne die Entscheidung des Oberverwaltungsgerichtes Münster abzuwarten. Die Höhere Forstbehörde erwirkt dagegen eine einstweilige Verfügung, weswegen Cortix erneut vor das Aachener Verwaltungsgericht ziehen will.
1984 Ab diesem Jahr wird die Anna-Kohle in Siersdorf gefördert, gewaschen und verladen.
1984 Auf Maria Hauptschacht beginnt man mit Versuchen, die Halde in Teilbereichen systematisch mit Gehölzen zu bestocken.
1984 Umweltschützer ziehen am 29. Oktober Wasserproben an den EBV-Klärweihern auf Halde Anna 2. Das „Analytische Labor Aachen“ bestimmt für den Klärweiher Nr. 2 einen Phenolgehalt von 79 Milligramm, für den Klärweiher Nr. 1 sogar von deutlich höheren 101 Milligramm je Liter.
1984 Am 7. November befasst sich der Kulturausschuss der Stadt Alsdorf mit einem Konzept für ein „Bergbaumuseum Anna“; dieses wird später vom „Förderverein Bergbaumuseum Wurmrevier e.V.“ aufgegriffen.
1984 Die „Rütgers-Werke“ am Alsdorfer Güterbahnhof werden geschlossen. Sie haben seit der Jahrhundertwende in unmittelbarer Nachbarschaft zum EBV bestanden und sind auf Teeraufbereitung spezialisiert gewesen, d.h. sie haben in der Kokerei anfallenden Steinkohlenteer weiterverarbeitet.
1984 Der EBV überträgt seine Hüttenbetriebe in Eschweiler an die Eisenwerk-Gesellschaft Maximilianshütte in Sulzbach-Rosenberg.
1985 Der 20. Senat des Oberverwaltungsgerichtes in Münster entscheidet im Februar, dass auf dem Jaspersberg Wald wächst. Damit wird der Berufung der Höheren Forstbehörde gegen das Votum des Verwaltungsgerichtes Aachen stattgegeben. Gleichzeitig werden damit die ursprünglichen Klagen des EBV und der Firma Cortix abgeschmettert. Josef Stroben von der Bürgerinitiative „Rettet den Jaspersberg“ zum Ausgang des Verfahrens: „Das ist das Schönste, was es für uns geben kann. Für uns ist zunächst wichtig, dass nun die Aachener Entscheidung aus der Welt ist.“
1985 Mit einer Stimme Mehrheit lehnt der Aachener Stadtrat im Mai den Bau des Heizkraftwerkes Wurmbenden ab und gibt damit dem Erdgas den Vorzug vor der heimischen Steinkohle.
1985 Mit einem Gutachten über das Kohlevorkommen im Settericher Graben wird das Ende des Aachener Kohlenreviers eingeläutet. Es bewertet den weiteren Kohleabbau auf der Zeche Emil-Mayrisch als unwirtschaftlich und empfiehlt die schnellstmögliche Stillegung.
1986 Der „Förderverein Bergbaumuseum Wurmrevier e.V.“ wird zu Beginn des Jahres gegründet.
1986 Das Bergamt bestätigt im April den Einbruch der Abdichtung in einem Schlammweiher auf Halde Anna.
1986 Der Jaspersberg wird von der Bezirksregierung Köln per Ordnungsbehördlicher Verfügung auf fünf Jahre einstweilig als „Geschützter Landschaftsbestandteil“ sichergestellt.
1986 Die legendäre Lok „Anna 9“ verkehrt ab diesem Jahr auf einer fünf Kilometer langen Strecke beim luxemburgischen Rodange (Rodingen).
1986 Auf der Grube Anna werden Übertage-Anlagen gesprengt.
1986 Mit der um 1900 entstandenen „Hermannskolonie“ wird die älteste noch bestehende Bergbaukolonie Alsdorfs abgerissen.
1987 Am 2. Februar stellt der Förderverein Bergbaumuseum Wurmrevier seinen Mitgliedern auf einer Versammlung das Konzept zum Aufbau der Museums vor.
1987 Auf der ehemaligen Grube Gouley wird das Zechenhaus abgerissen.
1987 Am 31. Juli wird das Kohlekraftwerk Anna stillgelegt.
1987 Das Kraftwerk Anna wird mit drei „Steamblockkesseln“ zur Erzeugung von Dampf und Druckluft umgerüstet. Der Dampf wird zur Beheizung der Zechen und der Kokerei, die Druckluft für den Untertagebetrieb verwendet.
1987 Auf dem 120.000 Quadratmeter großen Gelände der ehemaligen Grube Laurweg wird der Technologiepark Herzogenrath (TPH) Ende des Jahres eröffnet.
1987 Die „Kohlerunde“ in Bonn beschließt die sozialverträgliche Stillegung der restlichen EBV-Bergbaubetriebe im Aachener Revier für das Jahr 1992. Auf der politischen Ebene wird am 11. Dezember auch der Verkauf des EBV an die Ruhrkohle AG beschlossen.
Mar 1988 Die beiden Kühltürme an der „Glück-Auf-Schranke“ in Alsdorf werden abgerissen.
1988 Die Batterien 3 und 4 der Kokerei Anna werden am 1. August geschlossen.
1988/1989 Auf dem ehemaligen EBV-Holzplatz in Alsdorf zwischen der Randbebauung am Denkmalplatz und der Bahnhofstraße entsteht der Zentralparkplatz, welcher später 500 Fahrzeuge aufnehmen soll.
1989 Die ARBED überträgt ihre EBV-Aktien auf die Ruhrkohle AG (RAG).
1989 Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Carolus Magnus startet der Abriss der alten Kohlenwäsche; der Schutt des 45,50 Meter hohen Baues wird mit Hydraulikbaggern auf LKW verladen und zur Bergehalde gebracht. Die Kosten von 400.000 Mark trägt die LEG.
1990 Der Schacht „Gemeinschaft“ wird geschlossen; Gebäude und Maschinen werden abgebaut.
1991 Am 4. November besetzen bei eisiger Kälte EBV-Kumpels die Plattform des Abfackelturms auf dem Anna-Gelände 24 Stunden lang, um gegen die Ergebnisse der Bonner „Kohlerunde“ zu protestieren.
1991 Ende des Jahres wird entschieden, dass das belastete Erdreich von Carolus Magnus zur thermischen Behandlung in die Niederlande gebracht wird. Insgesamt handelt es sich um 54.000 Tonnen Erde.
1992 Am 30. September ist der letzte Betriebstag auf der Kokerei Anna. (Pressenotiz: „Der letzte der charakteristischen Dampfpilze steigt aus dem hölzernen Löschturm Nummer vier in den Himmel über Alsdorf auf.“ Die Großkokerei hat in 130 Jahren nicht weniger als 72,5 Millionen Tonnen Koks erzeugt!)
1992 Am 18. Dezember gibt es die offizielle Schließungszeremonie für die Grube Anna - Emil Mayrisch (Ende der Kohlengewinnung auf Emil Mayrisch). Die Feier wird live in die Lichthalle Anna I übertragen. Dort haben sich 200 Bergleute versammelt.
1993 Im Januar beginnen auf Anna die Raubarbeiten.
1993 Ab dem Frühjahr beginnt die kontinuierliche Stillegung des Kraftwerkes Anna.
1993 Auf dem Gelände der ehemaligen Zeche Carolus Magnus in Übach-Palenberg beginnen Anfang August die Bauarbeiten für das „Carolus Magnus Centrum für Umwelttechnologie“.
1994 Am 24. Februar wird unter Protest des Museumsvereins der Förderturm des 1904 abgeteuften Eduardschachtes auf Anna II umgelegt. An dieser Stelle ist vom EBV eine „Protegohaube“ geplant, durch welche Methangas kontrolliert in die Atmosphäre entweichen soll. (Die Schachtverfüllung soll am 7. März beginnen.)
1994 Im Juni wird das Stahlgerüst der 80 Meter hohen Gasfackel in der Nähe des Franzschachtes abgebaut, wodurch sich das Stadtbild wieder ein wenig mehr verändert. Der Turm hat fast 24 Jahre lang dazu gedient, nicht genutzte Gase der Kohleveredelung abzufackeln.
1994 21 Monate nach Stillegung der Kokerei Anna laufen im Juli die Räumarbeiten auf Hochtouren.
1994 Am 3. August werden die beiden 75 Meter hohen Kamine der EBV-Kokerei Anna gesprengt. Die Schlote werden gleichzeitig niedergelegt, um zusätzliche Staubbelästigungen zu vermeiden.
1994 Am 4. August wird der knapp 70 Meter hohe, 24 Meter breite und 8,60 Meter tiefe Gouley-Förderturm gesprengt; der 5.432 Tonnen schwere Koloss fällt in ein eigens dafür ausgebaggertes Bett.
1994 Am 17. August werden auf Anna um Punkt 11 Uhr die beiden mächtigen, runden Kohlevorratsbehälter gesprengt. Sie sind 40 Meter hoch und 15 Meter im Durchmesser gewesen. Mit einem Fassungsvermögen von jeweils 2.000 Tonnen Füllkohle haben sie die Koksbatterien versorgt. Die Masse von insgesamt 7.000 Tonnen Stahlbeton wartet nun auf den Abtransport.
1994 Im November wird der 52 Meter hohe Kokerei-Gasometer auf Anna mit Schweißbrenner und Bagger niedergelegt.
1994 Im November wechseln die beiden 80 Tonnen schweren EBV-Loks „Nr. 5“ und „Nr. 12“ auf das Gelände des Westfälischen Industriemuseums Dortmund.
1994 Am 24. November wird um 11.30 Uhr der Hammerkopfturm der Kokerei Anna gesprengt. Der Kohlevorratsbehälter ist in den zwanziger Jahren mit einer Höhe von 40 Metern, einer Breite von 20 Metern und einer Tiefe von 15 Metern gebaut worden. Sein Fassungsvermögen von 3.000 Tonnen Einsatzkohle hat bei vollem Betrieb gerade mal 20 Stunden ausgereicht.
1995 Im Frühjahr fallen auf dem ehemaligen Gelände der Kokerei Anna der Reihe nach die vier 40 Meter hohen Benzol-Waschtürme. In dieselbe Zeit fällt der Abbruch des alten Verwaltungsgebäudes entlang der Bahnhofsstraße.
1995 Am 5. April wird in Kohlscheid der Vertrag zum Kauf des rund 50 Hektar großen ehemaligen Anna-Zechengeländes zwischen dem EBV und der Landesentwicklungsgesellschaft (LEG) unterzeichnet. Der Kaufpreis beträgt rund 6 Millionen Mark. Die vom EBV aufzubringenden Leistungen für die Sanierung und Altlastenbeseitigung liegt deutlich über diesem Betrag.
1995 Das alte Hochdruckkraftwerk „Heiße Anna“ aus dem Jahre 1953 wird im Juli demontiert. Die Arbeiten gestalten sich teilweise wegen der Asbestbelastung schwierig und ziehen sich über Wochen hin.
1995 Am 15. August wird der 46 Meter hohe, acht Meter tiefe und 44 Meter breite Betonklotz des ehemaligen Anna-Kraftwerkes gesprengt. Bereits vorher hat man Schaltanlage, Bürotrakt, Maschinenhaus, Kesselhaus und Filterbühne konventionell abgerissen.
1995 Am 5. September stellt EBV-Mitarbeiter Heinz Sahl im Alsdorfer „Ausschuss für Umwelt und Verkehr“ das Sanierungskonzept für das Annagelände vor.
1995 Am 14. Dezember um 14 Uhr wird am Franzschacht der erste Sprengversuch unternommen. Er misslingt. Der knapp 70 Meter hohe Turm enthält mehr Eisen als erwartet; auf 12.272 Tonnen Gesamtmasse entfallen auf die Armierung über 5.500 Tonnen. Erst am darauffolgenden Tag fällt der riesige Betonklotz um 11.21 Uhr. Alsdorf verliert mit dem Franzschacht sein weithin sichtbares Wahrzeichen.
1996 Das Landschaftsplanungsbüro Inge Schulz legt am 28. November eine „Bestandserfassung und Bewertung der Vegetationsstrukturen auf dem ehemaligen Zechengelände Anna in Alsdorf“ vor.
1996 Im Oktober laufen die Bodensanierungsarbeiten auf dem Anna-Gelände an.
1997 Die Aachener Zeitung berichtet am 26. März über die Sanierungsarbeiten auf dem Annagelände. Auf der ehemaligen Schachtanlage und Kokerei Anna sind von den geschätzten behandlungsbedürftigen 25.000 Tonnen Erdreich bereits etwa 10.000 Tonnen Material nach Rotterdam zum Ausglühen gebracht worden. Dies teilt der Leiter eines der größten Altlastensanierungen in NRW, Heinz Sahl, mit. Die chemiegetränkten Bodenmaterialien werden meist unter einem luftdichten, mobilen Zelt (mit Abluftreinigung und LKW-Schleuse) ausgebaggert. Weniger belastetes Material wird mit Zement gemischt, dann vor Ort eingebaut und verdichtet. So wird die Basis für den späteren „Anna-Park“ erstellt, der nach Aufbringen von kulturfähigem Boden zwischen Langhaus und Bahnhofstraße als Grünachse entstehen soll.
1997 Die AZ berichtet am 7. November, dass die Altlastensanierung auf dem ehemaligen Anna-Zechengelände gute Fortschritte macht. 80 Prozent sind gesäubert und aus der Bergaufsicht entlassen. Während der EBV 37 Millionen Mark zahlen muss, steuert das Land 3,5 Millionen bei, um die etwa 56 Hektar für eine andere Nutzung vorzubereiten.
1997 Mit der Schließung der Zeche Sophia-Jacoba in Hückelhoven Ende des Jahres ist es vorbei mit dem Bergbau im Aachener Revier.
1998 Der Bau-, Planungs- und Vergabeausschuss berät am 13. Januar über die Folgenutzung für die Bergehalden. Dabei sind CDU und SPD der Meinung, dass man den Großteil unter Naturschutz stellen sollte. (Dies fordern der Naturschutzbund und später auch der BUND seit langem.) Auch eine Verkleinerung der Halde Anna (Noppenberg) wird ablehnt. Bündnis 90/Die Grünen wollen noch geprüft haben, ob die Installation von Windkraftanlagen dort sinnvoll ist. Für die Halde Maria Hauptschacht regt die SPD ein „leises Begehen“ an, damit die Bürger „auf Alsdorf herabsehen“ können. Karl Gluth, für den NABU als Sachkundiger Einwohner im Fachausschuss des Rates, stellt dessen Position zum Thema heraus. Dabei plädiert er vehement gegen die geplante Aufstellung von Großplastiken des Künstlers Gerd Lebjedzinski aus dem niederländischen Vaals.
1999 Am 27. August erklärt der EBV die ihm obliegende Sanierung auf dem ehemaligen Zechengelände Anna für beendet. Die eigentliche Bodensanierung hat von Oktober 1996 bis August 1998 gedauert; ein weiteres Jahr ist für die Oberflächenabdeckung notwendig gewesen. Insgesamt hat man 30 Schadenszonen bearbeitet. Rund 35.000 Kubikmeter gering oder wenig belastetes Material ist zur Abdichtung eingebaut, dieselbe Menge Schadstoffe in belastetem Aushub und Bauschutt durch den Einsatz von 13.000 Tonnen Bindemittel „immobilisiert“ worden. Ungefähr 25.000 Kubikmeter hoch-kontaminiertes Material mit einem Gewicht von 34.000 Tonnen ist in den Niederlanden „thermisch behandelt“ und nach dem Ausglühen auf der Bergehalde Anna 2 eingebaut worden. Auf Sondermülldeponien hat man etwa 23.500 Tonnen belasteten Boden und Abbruchmaterial verbracht. Die Gesamtkosten des Projektes sollen sich auf 40 Millionen Mark belaufen.
1999 Der EBV legt im Herbst Pläne vor, die Bergehalde Anna 1 zu einem Großteil abzutragen, angeblich um Platz für Wohnbebauung und Straßenbau zu schaffen. Dieses Vorhaben stößt auf breiten Widerstand.
1999 Die Sanierung des ehemaligen Zechengeländes Anna ist am 9. Dezember soweit abgeschlossen, dass das Areal aus der Bergaufsicht entlassen werden kann. Mit der ehemaligen Kokerei ist der letzte Bereich saniert. Die Handlungsvollmacht geht nun an die LEG über. Nach EBV-Angaben sind während der dreijährigen Sanierung rund 2.000 Bodenproben durch unabhängige Ingenieurbüros entnommen und untersucht worden.
1999 Der EBV zieht am 14. Dezember seine Pläne zur Abtragung von Anna 1 zurück. (Einen entsprechenden Beschluss fassen Aufsichtsrat und Vorstand.)
Quellenverzeichnis:
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ARETZ, JOSEF, Kohlscheider Bergwerke. Herzogenrath 1986
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BAST, RUDOLF, Die Geschichte des Bergbaues in Alsdorf. in: Jahresblätter des Alsdorfer Geschichtsvereins. Alsdorf 1982
BECKERS, NORBERT, Bevölkerungs- und Siedlungsgeographische Untersuchungen der Bergbaubeschäftigten im Raum Alsdorf. Schriftliche Hausarbeit
vorgelegt im Rahmen der ersten Staatsprüfung für das Lehramt für die Sekundarstufe I. Alsdorf 1985
ESSER/SIMONS, Die Gewerkschaft Carolus Magnus. Alsdorf 1996
FÖRDERVEREIN BERGBAUMUSEUM WURMREVIER, Konzept für ein Bergbaumuseum im Wurmrevier. Alsdorf 1987
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KRAEMER, ALBERT, Alsdorf - Chronik einer Stadt. Alsdorf 1958
MILLERIS/RICHTER, Anna - letzte Arbeiten. Alsdorf 1996
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Stand: 28. Dezember 2009