Berichte der Gruppe Broichbachtal, Nr. 18:
Laichgewässer im Alsdorfer Stadtgebiet (Dokumentation)
(Redaktion: Arnd Karden, Jochen Krämer und Wolfgang Voigt)
Auszüge (Internetversion 2003)
Vorwort
Erste Anregungen zur vorliegenden Dokumentation kamen 1984 vom Bauamt der Stadt Alsdorf. Seit Schaffung des neuen Umweltamtes (Leiter: Harald Richter) im Jahre 1985 nahm das Projekt konkretere Formen an.
Unsere Gruppe erfasste speziell stehende Gewässer, mit Ausnahme der bekannten Angelsportanlagen.
Eine Gesamt-Biotopkartierung soll letztlich eine Grundlage zukünftiger Stadtplanung sein; hierbei geht es aus Arten-, Biotop- und Naturschutzgründen auch um Biotop-Vernetzungen.
Gerade aus diesem Grund hält unsere Gruppe auch die Erfassung der verlorengegangenen Laichgewässer und Feuchtgebiete für notwendig, um eventuell Ersatz zu schaffen. ...
Biotop-Kartierung: Verluste
In diesem Abschnitt werden verlorengegangene Laichgebiete näher beschrieben.
Veröffentlicht wird nur ein Teil unserer jeweiligen Ermittlungen.
Wir bitten den Leser gegebenenfalls um Mitteilung weiterer Verluste sowie um Ergänzungen zu den erfassten Bereichen.
Biotopkartierung: Bestehende bzw. potentielle Laichgebiete und –gewässer
Die erhaltenen, besetzten Laichgebiete bzw. –gewässer konzentrieren sich auf das Broichbachtal. Hier kommen allerdings hauptsächlich nur Grasfrösche und Teichmolche vor, an wenigen Stellen Erdkröten. Ein Teil des großen zusammenhängenden Laichgebietes wurde durch die Anlage künstlicher Gewässer zerstört (siehe oben!). 1984 erfolgte hier bereits eine vorbereitende Rodung. Nach Intervention Alsdorfer Naturschützer soll das Gelände vom Besitzer wieder als potentielles Laichgebiet hergerichtet werden.
Die Kreuzkröte findet man vorrangig in Sekundärbiotopen, das heißt anthropogenen Lebensräumen: Bergehalden Noppenberg und Maria Hauptschacht sowie dem noch vorhandenen, aber gefährdeten Bereich der Grube/Deponie KÖRFER bei Blumenrath. Durch Verkippung im oberen Bereich der Kiesgrube „Euchener Heid“ gingen 1985 Laichbedingungen für die Kreuzkröte verloren. (Hier gibt es aber noch im mittleren und unteren Bereich Geburtshelferkröte, Erdkröte, Grasfrosch und Teich-Molch.) Bis zur Verfüllung in diesem Jahr (1985) befand sich ein größeres Laichgebiet der Kreuzkröten auf der Bauschutt-Deponie SCHÖNMACKERS oberhalb Broicher Weiher. Initiativen unserer Gruppe zur Erhaltung des Gebietes waren wegen Rekultivierungsauflagen des RP Köln (Landwirtschaftsflächen) erfolglos. Die Bereiche KÖRFER und SCHÖNMACKERS müssen als größte zusammenhängende Laichgebiete der bedrohten Kreuzkröte im Stadtgebiet angesehen werden. Ein Verlust lässt sich durch Biotop-Neuplanung kaum kompensieren.
Im Senkungsgebiet an der B 221, nördlich des Nordfriedhofs ist der große Wasserbereich stark eutrophiert (Oktober 1985), was wohl auf die südlich gelegenen Landwirtschaftsflächen zurückzuführen ist. Allerdings bietet der Sumpfbereich (Weidendickicht mit Tümpeln) nördlich des alten Bahndamms Molchen, Kröten und Fröschen differenzierte Laichbedingungen. Trotz Ausschilderung („Naturdenkmal“) durch die Untere Landschaftsbehörde scheint das gesamte Gebiet noch nicht ausreichend gegen Freizeit-Aktivitäten gesichert zu sein.
Graben und Tümpel zwischen Schleibacher Hof und B 57 sind zwar potentielle Laichgewässer, jedoch sind auch diese wegen der Landwirtschaftsflächen im benachbarten Hangbereich ökologisch wertlos. An die Möglichkeit zur Laichbiotop-Gestaltung sollte aber bei dem geplanten Schleibach-Ausbau durch den Oberen Wurmverband gedacht werden.
Ähnliche Zusammenhänge treffen auf zahlreiche Senkungs- bzw. Überschwemmungsgebiete zu. ...
Sonstige bestehende Gewässer
Bei allen bestehenden Gewässer sind diejenigen in der Überzahl, die zum Freizeitsport und zur Erholung genutzt werden: Alsdorfer Weiher, Hundeweiher, Broicher Weiher und zahlreiche Fischteiche. Es ist bekannt, dass vor allem durch die Anlage von Angelsportgewässern wertvolle Biotopeigenschaften von Sumpfzonen verlorengegangen sind. Für unseren Zusammenhang sind diese bedeutungslos.
Die Klärteiche im Haldenbereich einschließlich der Polder sollten hier wegen enormer Belastung mit Schadstoffen momentan ebenfalls nicht zur Diskussion stehen.
Zusammenfassende Beurteilung
Die Zahl der verlorengegangenen Laichgebiete ist relativ hoch. Nimmt man hinzu, dass potentielle Laichbereiche durch Naherholung bzw. Sportausübung wegfallen, dass Laichplätze auf zukünftigen Rekultivierungsflächen nicht gesichert sind, dass bestehende Bereiche von Einflüssen durch Landwirtschaft, Verkehr, Naherholung und Versiegelung der Landschaft bedroht sind, - so scheinen die Zukunftsperspektiven wenig ermutigend. (Zudem haben sich unseres Erachtens bisherige Artenschutzmaßnahmen zu einseitig auf den Vogelschutz konzentriert.)
Es ist daher dringend erforderlich, den hier bearbeiteten Aspekt des Naturhaushaltes konsequenter zu verfolgen. Die Stadt Alsdorf hat, von ihrer Flächenstruktur her, hierfür nahezu optimale Möglichkeiten!
Anregungen zur Biotop-Vernetzung, besondere Hinweise
Vor allem die Verluste geben Hinweise darauf, wo die Neuanlage von Laichbereichen sinnvoll ist. Zwar ist eine ganze Reihe ehemaliger Laichgewässer durch Verkippung zwecks Baulandgewinnung etc. auf Dauer verlorengegangen, jedoch findet man oft in unmittelbarer Nachbarschaft noch Freiflächen, die zu überprüfen wären.
Im Zusammenhang mit Rekultivierungsflächen (Bergehalden, Deponien, Gruben...) sollte die Neuanlage grundsätzlich von vornherein in die Planung einbezogen werden. Allerdings sind hier Unverträglichkeiten wie Laichgewässer und Landwirtschaft bzw. (teilweise) Waldbestand zu beachten. Zudem erfordert die Rekultivierung im Sinne der Biotopvielfalt ein differenzierteres Relief als es die bisherigen ebenen Rekultivierungsflächen bieten. Zur Rekultivierung bzw. (besser:) Renaturierung anstehende Halden bieten in Teilbereichen bereits jetzt gute Voraussetzungen. Wie schon erwähnt, kommen aber bestehende Klärteiche nicht in Frage.
Es ist darauf zu achten, dass sich durch den Neubau von Straßen mittlerweile neue Probleme ergeben haben: sie durchschneiden Amphibien-Wanderwege. Die Biotopvernetzung über Grünschneisen ist daher besonders wichtig, auch, um für die Zukunft aufwändige Maßnahme wie die Anlage von „Krötentunneln“ und Errichtung von „Fangzäunen“ zu verringern oder gar zu vermeiden.
Hierfür bieten sich unter anderem stillgelegte Bahntrassen an. Bei der Gestaltung der Grünschneisen sollte man allerdings neben Vogelschutzgehölzen auch begleitende Gräben berücksichtigen. Am Bahndamm Nähe „Maria Hauptschacht“ staut sich übrigens bereits in weiten Bereichen Wasser.
Des weiteren wäre vor allem zu prüfen, welche potentiellen Laichgebiete sich im städtischen und welche sich im privaten Besitz befinden. In der Zukunft ist eventuell der Ankauf von Privatgelände (Überschwemmungsbereiche, Senkungsgebiete, etc.) zu erwägen, um eine Biotopgestaltung durchzuführen. Vielleicht sind Privatleute auch bereit, auf ihrem Grundstück solche Biotopanlagen herstellen zu lassen.
Ferner ist bei der Neuanlage z.B. von Fischteichen in potentiellen Laichbereichen eventuell eine Auflage zu erteilen, dass in unmittelbarer Nachbarschaft Laichtümpel angelegt werden.
Die Fortschreitende Störung und Zerstörung des Broichbachtales im Alsdorfer Stadtbereich erfordert unseres Erachtens die Unterschutzstellung eines noch intakten Teilbereiches. Für ein solches Naturschutzgebiet – es wäre das erste – bietet sich (neben dem in Aussicht genommenen „Jaspersberg“ und der nach wie vor diskutablen erweiterten „Ruhezone“) der Abschnitt zwischen Broicher Weiher und altem Bahndamm an.
© Gruppe Broichbachtal 1985 / 2003